Autor Lewis, Sinclair rororo #117
  USA | Nobelpreis 1930
Titel Benzinstation
  Free air
Übersetzung Meitner, Clarisse
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 117
  Spätere Auflagen mit 195 Seiten
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 07/1954
138. Tsd. 12/1959
 
185 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1927
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Der Nobelpreisträger Sinclair Lewis war der große Bahnbrecher einer neuen Schriflstellergeneration und als Gesellschaftskritiker der USA vor der Welt der Verkünder ihres Gewissens. Er wurde am 7.2.1885 als Sohn eines Arztes in Sauk-Center, Minnesota, geboren, studierte an der Yale Universität und arbeitete dann an der von Upton Sinclair und Jack London in Helicon Hall, New Jersey, gegründeten sozialistischen Schule mit. Sein erster, heute vergessener Roman "Hyke and the Aeroplane" erschien 1912. Mit den folgenden Werken "Unser Herr Wrenn" (1914), "Der Erwerb" (1917), vor allem aber mit der "Hauptstraße" (1920) wurde er der getreue Darsteller und Kritiker des amerikanischen Klein- und Großbürgertums, das er bald mit liebenswürdigem Humor, bald mit scharfer Satire schilderte. Sein umfangreiches Werk, dessen gelegentlich wahrhaft provokatorische Romane ihm schließlich den Spitznamen "Der Staubaufwirbler" eintrugen, umfaßt aber auch so heiter unbeschwerte Bücher wie den Roman einer fröhlichen Kanufahrt "Mantrap" (1926) und den hier wieder vorliegenden erstmals 1919 erschienenen Roman von Liebe und Benzin, der im Verlauf eines Autotrips quer durch die Staaten den jungen, tatkräftigen Garagenbesitzer und fröhlichen Naturburschen Milt Daggett die verwöhnte Industriellentochter Claire Boltwood erobern läßt. Der Held kennt sich im Takt des Motors und des Herzens aus, verhilft dem kühl rechnenden Business-Vater zu der erstaunlichen Entdeckung, daß es Menschen gibt, die sich nicht kaufen lassen, und seiner Tochter zu der Einsicht, daß Liebe nicht über das Bankkonto geht. Ein prächtiger Roman für Autofahrer und Verliebte, der den großen Romancier von der heitersten Seite, aber in Mr. Boltwood auch schon Züge jenes "Babbitt" (rororo Taschenbuch Nr. 83) zeigt, in dem Lewis später dem Prototyp des amerikanischen Durchschnittsbürgers weltgültige Gestalt verlieh. Dieses Werk und der ihm 1925 folgende Arztroman "Dr. med. Arrowsmith" (rororo Taschenbuch Nr. 103-104), der sich gegen Scharlatanerie des Arztwesens wandte, sollten Sinclair Lewis den Pulitzer-Preis eintragen. Er lehnte jedoch mit der ironischen Bemerkung ab, daß die verantwortungsbewußte, idealistische Arztgestalt des Arrowsmith für Amerika nicht typisch sei. Mit gesteigerten Mitteln kämpfte der Streitbare weiter gegen Heuchelei und Pharisäertum. Er geißelte in "Elmer Gantry" als schonungslos offener Freigeist die geschäftsfreudige Frömmelei amerikanischen Kirchenchristentums. Der Roman empörte seine Leser so sehr, daß man Lewis lynchen und ins Gefängnis bringen wollte. Dennoch führte Lewis uneingeschüchtert weiter scharfe Angriffe gegen geistige Enge, Vulgarität, Unwissen, Profitgeist und Kleinstrebertum. Sein ständig wachsendes Werk wurde so bald zu einer "Comedie Humaine" des amerikanischen Bürgertums und schließlich von diesem mit gleichsam reuigen Widerstreben auch als solche anerkannt. Die Welt ehrte den Mutigen schließlich im Jahre 1930 durch die Verleihung des ersten Nobelpreises für Dichtung in Amerika. In der Hoch-Zeit des Faschismus gab er mit seiner politischen Utopie "Das kann hier nicht passieren" zu verstehen, daß ihn puritanische Überheblichkeit nicht über die politisch-korruptive Anfälligkeit seiner Landsleute hinwegtäuschen konnte. Der große Romancier starb mitten in der Arbeit an einem neuen Werk im Januar 1951 in Rom. Über sein Leben unterrichtet die 1933 erschienene Biographie Carl van Dorens und der zur Zeit in USA vorbereitete Sammelband seiner Briefe.