Autor Katz, Richard rororo #116
  Tschechoslowakei
Titel Leid in der Stadt
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 116
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 07/1954
 
164 Seiten
dt. Erstausgabe Zürich: Fretz & Wasmuth, 1938
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Richard Katz, ein Klassiker der modernen Reiseliteratur, dessen weltbekannte Bücher "Ein Bummel um die Welt", "Heitere Tage mit braunen Menschen", "Zickzack durch Südamerika", "Begegnungen in Rio" und "Auf dem Amazonas" in Hunderttausenden von Exemplaren verbreitet und in viele Fremdsprachen übersetzt sind, wurde am 21. Oktober 1888 in Prag geboren. An der dortigen deutschen Universität studierte er Jura, wandte sich jedoch bald dem Journalismus zu und übernahm 1918 die Prager Korrespondentenstelle der einst berühmten Berliner "Vossischen Zeitung". Später war er mehrere Jahre als Verlagsdirektor in Leipzig tätig und wurde schließlich Sonderberichterstatter des Ullstein Verlages. Hier fand er endlich die Aufgabe, die ihm zum Lebensinhalt werden sollte. Mehrjährige Reisen führten ihn nun in alle Weltgegenden und fanden Niederschlag in den berühmten Reisebüchern, in denen er auf eine nur ihm eigene Weise humorvoll mit Laune und Ironie, aber auch mit tretender Einsicht Land und Leute, Weltteile und Weltwinkel mit allen ihren Licht- und Schattenseiten schilderte. Das Leben unter ständig wechselnden geographischen Aspekten beobachtend, steht er in seinen Büchern als ein kreaturfreundlicher Weltbetrachter vor uns, in dem sich aufs reizvollste Liebe zur Natur, zu Mensch und Tier und eine allumfassende, beglückende Philosophie entfalten. Aus diesem Geiste entstanden neben den Reisewerken Bücher wie "Kleinode der Natur", "Nur Tiere" und "Einsames Leben".
   Das vielseitige Temperament des Autors findet aber auch Ausdruck in bewegenden Romanen wie dem hier wieder vorliegenden "Leid in der Stadt", in dem er am Schicksal eines Zeitungsmannes, der in der ländlichen Natur die journalistische Betriebsamkeit flieht, schließlich aber wieder in den Sog der Rotationsmaschinen gerät, ein Bild modernen Großstadtlebens entwirß. Die Handlung führt in hektischem Tempo durch Boulevards und Redaktionen, unter Geschäftemacher und Erpresser, Damen und Dämchen, bis der Held sich in den Intrigen und Kabalen aufreibt, ein Managerschicksal unserer Zeit. Dem Gründer der Millionenzeitschrift "Grüne Post", mit der er zwischen zwei Weltreisen einen der größten journalistischen Erfolge der modernen Zeitungsgeschichte errang, sind alle Geheimnisse des Pressewesens und -unwesens aufs intimste vertraut. Auf den dunklen Hintergrund der großstädtischen Lebensjagd und der Pressesensationen fällt dabei das freundliche Licht einer naturverbundenen und ausgeglichenen Weltanschauung. 1931 siedelte sich der Autor im Tessin oberhalb Locarno an und schrieb zehn Jahre lang seine erfolgreichen Bücher, die in der Hitlerzeit auf den Index gesetzt und verbrannt wurden, heute aber wieder genau so viele Leser finden wie ehemals. 1941 mußte Richard Katz nach Brasilien auswandern und seine Flucht im Krieg durch Frankreich und Spanien bezeichnet er als um vieles gefährlicher als die Fahrten durch das China des Bürgerkrieges oder die Kannibalen-Archipele Melanesiens. Seit vielen Jahren in Brasilien eingebürgert, gehört er diesem Land nicht nur dem Passe nach, sondern auch mit ganzem Herzen an. Wenn ihn auch heute wieder Reisen in alle Himmelsrichtungen und so auch nach Europa führten, so fährt er doch immer wieder gern in sein kleines Haus im Waldgebirge oberhalb Rio de Janeiros zurück, wo er von Papageien und Hunden umgeben ganz der heiteren Feder lebt, die uns immer wieder neue erquickende Bücher schenkt.