Autor Lewis, Sinclair rororo #103-104
  USA | Nobelpreis 1930
Titel Dr. med. Arrowsmith
  Arrowsmith
Übersetzung Brody, Daisy
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 103-104
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 02/1954
100. Tsd. 1960
 
492  Seiten
dt. Erstausgabe Berlin: Transmare, 1925
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Der Nobelpreisträger Sinclair Lewis war der große Bahnbrecher einer neuen Schrißstellergeneration und als Gesellschaftskritiker der USA vor der Welt der Verkünder ihres Gewissens. Er wurde am 7. 2. 1885 als Sohn eines Arztes in Sauk-Center, Minnesota, geboren, studierte an der Yale Universität und arbeitete dann an der von Upton Sinclair und Jack London in Helicon Hall, New Jersey, gegründeten sozialistischen Schule mit. In den Folgejahren, führten ihn Reisen durch ganz Europa, ehe er sich als Journalist und Übersetzer vorübergehend in New York niederließ und schließlich Sekretär Jack Londons wurde. Sein erster heute vergessener Roman "Hyke and the Aeroplane" erschien 1912. Mit den nun folgenden Werken "Unser Herr Wrenn" (1914), "Der Erwerb" (1917), vor allem aber mit der "Hauptstraße" (1920) wurde er der getreue Darsteller und Kritiker des amerikanischen Kleinbürgertums und Mittelstandes und als solcher zugleich zu einem unpopulären aber äußerst erfolgreichen Schriftsteller. Seine wahrhaft provokatorischen Romane trugen ihm schließlich den Spitznamen "Der Staubaufwirbler" ein, darunter der 1922 erschienene "Babbitt", mit dem er den Prototyp des amerikanischen Durchschnittsbürgertums schuf (rororo Taschenbuch Nr. 83), und das hier wieder neu vorgelegte, 1925 erstmals erschienene Werk "Dr. med. Arrowsmith", das er auf einer Studienreise mit Paul de Kruif erarbeitete, und in dem er sich gegen Scharlatanerie und Mißbrauch des Arztwesens wandte.
   Sinclair Lewis entwickelt hier in der Karriere eines Arztes ein umfassendes Bild des medizinischen Berufs in Amerika am Lebenslauf eines typischen amerikanischen Arztes, den er vom Studenten zum Landarzt und schließlich zum Bazillenjäger und Seuchenbekämpfer in den Tropen verfolgt. Die Kritik nannte ihn "den größten Romanfotografen, den Amerika je hervorbrachte", und man wollte ihn mit dem Pulitzerpreis auszeichnen. Mit der ironischen Bemerkung, daß die verantwortungsbewußte, idealistische Arztgestalt des Arrowsmith für Amerika nicht typisch sei, lehnte Lewis augenzwinkernd den Preis ab. Mit gesteigerten Mitteln kämpfte der Streitbare weiter gegen Heuchelei und Pharisäertum. Er geißelte in "Elmer Gantry" als schonungslos-offener Freigeist die geschäftsfreudige Frömmelei und den schamlos-dreisten Humbug amerikanischen Kirchenchristentums. Der Roman empörte seine Leser so sehr, daß man Lewis lynchen und ins Gefängnis bringen wollte. Dennoch führte Lewis uneingeschüchtert weiter scharfe Angriffe gegen geistige Enge, Vulgarität, Unwissen, Profitgeist und Kleinstrebertum. Sein ständig wachsendes Werk wurde so bald zu einer "Comedie Humaine" des amerikanischen Bürgertums und schließlich von diesem mit gleichsam reuigem Widerstreben auch als solche anerkannt. Die Welt ehrte den Mutigen schließlich im Jahre 1930 durch die Verleihung des ersten Nobelpreises für Dichtung in Amerika. Lewis wies voller Noblesse in seiner Stockholmer Rede auf den damals jungen Dichter Thomas Wolfe hin, der ihn später als Lloyd McHarg in steinern großen Roman "Es führt kein Weg zurück" verewigte. In der Hoch-Zeit des Faschismus gab er mit seiner politischen Utopie "Das kann hier nicht passieren" zu verstehen, daß ihn puritanische Überheblichkeit nicht über die politisch-korruptive Anfälligkeit seiner Landsleute hinwegtäuschen konnte. Der große Romancier starb mitten in der Arbeit an einem neuen Werk im Januar 1951 in Rom. Über sein Leben unterrichtet die 1931 erschienene Biographie Carl van Dorens und der zur Zeit in USA vorbereitete Sammelband seiner Briefe.