Autor Lewis, Sinclair rororo #399-400
  USA | Nobelpreis 1930
Titel Elmar Gantry
  Elmer Gantry
Übersetzung Fein, Franz
Umschlaggestaltung Andersch, Martin
rororo Taschenbuch Ausgabe 399-400
   
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 02/1961
40. Tsd. 1963
 
417 Seiten
dt. Erstausgabe Reinbek: Rowohlt, 1928
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Der am 10. 1. 1931 gestorbene Nobelpreisträger Sinclair Lewis war der große Bahnbrecher einer neuen Schriftstellergeneration und als Gesellschaftskritiker der USA vor der Welt der Verkünder ihres Gewissens. Er wurde am 7. 2. 1885 als Sohn eines Arztes in Sauk-Center, Minnesota, geboren, studierte an der Yale Universität und arbeitete dann an der von Upton Sinclair und Jack London in Helicon Hall, New Jersey, gegründeten sozialistischen Schule mit. Sein erster, heute vergessener Roman «Hyke and the Aeroplane» erschien 1912. Vor allem mit der «Hauptstraße» (1920) wurde er der getreue Darsteller und Kritiker des amerikanischen Klein- und Großbürgertums, das er bald mit liebenswürdigem Humor, bald mit scharfer Satire schilderte. Sein umfangreiches Werk, dessen gelegentlich wahrhaft provokatorische Romane ihm schließlich den Spitznamen «Der Staubaufwirbler» eintrugen, umfaßt aber auch so heiter unbeschwerte Bücher wie den Roman eines Autotrips quer durch die Staaten «Benzinstation» (1919) (rororo Nr. 117) und den einer fröhlichen Kanufahrt im wilden Norden Kanadas «Mantrap» (1926). Seine beiden bedeutendsten Werke, der 1922 erschienene «Babbitt» (rororo Nr. 8}), in dem er dem Prototyp des amerikanischen Durchschnittsbürgers weltgültige Gestalt verlieh, und der ihm 1925 folgende Roman «Dr. med. Arrowsmith» (rororo Nr. 103/104), der sich gegen Scharlatanerie des Arztwesens wandte, errangen Sinclair Lewis schließlich den Pulitzer Preis. Er lehnte jedoch mit der ironischen Bemerkung ab, daß die verantwortungsbewußte Arztgestalt des Arrowsmith für Amerika nicht typisch sei. Ausgesprochen versöhnlich-liebenswürdige Züge zeigt hingegen der 1929 erschienene Roman«Sam Dodsworth» (rororo Nr. 236/237). Er erzählt die Geschichte eines amerikanischen Ehepaars, das auf einer Reise nach London, Paris, Berlin uns Italien erlebt, wie ihre Fahrt mehr zur Entdeckung ihrer seihst als Europas wird.Inhalt: 1927 hatte Lewis «Elmer Gantry» veröffentlicht, in dem er die geschäftsfreudige Frömmelei amerikanischen Kirchenchristentums geißelt. Der Roman empörte die Leser so sehr, daß man seinen Autor lynchen und ins Gefängnis bringen wollte. Bald darauf, 1930, ehrte die Welt den Unerschrockenen durch die Verleihung des ersten Nobelpreises an Amerika. Das satirisch-aggressive, sozialkritische Buch hat bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Es wurde soeben in USA von der United Artists mit Burt Lancaster und Jean Simmons verfilmt. Es schildert die affärenreiche Bekehrer-Karriere eines ehemaligen Sportlers, den sein ausgeprägtes Rednertalent veranlaßt, ein baptistisches Priester-Seminar zu besuchen. Der eitle, eifernde und bigotte Prediger bringt es schließlich bis zu einem New Yorker Pastorat und geht aus der Intrige eines Erpresserpaares, das ihn beinahe entlarvt, gerechtfertigt als unschuldiger Heiliger hervor.
Literatur über Sinclair Lewis, deutsch:
  • H. Kriesi: S. L., 1928;
  • W. Fischer, in «Neue Jbb. f. Wiss. u. Jugendbildung», 7, 1931;
  • L. von Hibler, in «Anglia» 39, 1933;
  • W. Storch: S. L. u. das amerikan. Kutur-und Sprachbild, 1938;
  • W. P. Friederich: Werden und Wachsen der USA in 300 Jahren, Bern 1939;
  • W. Lenk: Das Amerikabild in den Romanen von S. L., Diss. Wien 1950;
  • L. Bischof: Die großen Frauengestalten bei S. L., Diss. Wien 1931.