Autor Lewis, Sinclair rororo #83
  USA | Nobelpreis 1930
Titel Babbitt
  Babbitt
Übersetzung Brody, Daisy
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 83
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 05/1953
125. Tsd. 04/1958
 
292 Seiten
dt. Erstausgabe Berlin: Transmare, 1925
|
Der Nobelpreisträger Sinclair Lewis war der große Bahnbrecher einer neuen Schriftstellergeneration und als Gesellschaftskritiker der USA vor der Welt der Verkünder ihres Gewissens. Er wurde am 7.2.1885 als Sohn eines Arztes in Sauk-Center, Minnesota, geboren, studierte an der Yale Universität und arbeitete dann an der von Upton Sinclair und Jack London in Helicon Hall, New Jersey, gegründeten sozialistischen Schule mit. In den Folgejahren führten ihn Reisen durch ganz Europa, ehe er sich als Journalist und Übersetzer vorübergehend in New York niederließ und schließlich Sekretär Jack Londons wurde. Sein erster heute vergessener Roman "Hyke and the Aeroplane" erschien 1912. Mit den nun folgenden Werken "Unser Herr Wrenn" (1914), "Der Erwerb" (1917), vor allem aber mit der "Hauptstraße" (1913) wurde er der getreue Darsteller und Kritiker des amerikanischen Kleinbürgertums und Mittelstandes und als solcher zugleich zu einem unpopulären aber äußerst erfolgreichen Schriftsteller. Seine wahrhaft provokatorischen Romane trugen ihm schließlich den Spitznamen "Der Staubaufwirbler" ein, darunter auch der hier vorliegende, erstmalig 1922 erschienene Roman "Babbitt", mit dem er in der Gestalt eines geschäftstüchtigen Maklers und Familienspießers den Prototyp des amerikanischen Durchschnittsbürgers schuf, der mit diesem Namen als Begriff ins Lexikon einging. Ferner das 1921 folgende Werk ""Dr. med. Arrowsmith", das er auf einer Studienreise mit Paul de Kruif erarbeitete und in dem er sich gegen Scharlatanerie und Mißbrauch des Arztwesens wandte.
   Die Kritik nannte ihn "den größten Romanfotografen, den Amerika je hervorbrachte", und man wollte ihn mit dem Pulitzerpreis auszeichnen. Mit der ironischen Bemerkung, daß die verantwortungsbewußte, idealistische Arztgestalt des Arrowsmith für Amerika nicht typisch sei, lehnte Lewis augenzwinkernd den Preis ab. Mit gesteigerten Mitteln kämpfte der Streitbare weiter gegen Heuchelei und Pharisäertum. Er geißelte in "Elmer Gantry" als schonungslos-offener Freigeist die geschäftsfreudige Frömmelei und den schamlos-dreisten Humbug amerikanischen Kirchenchristentums. Der Roman empörte seine Leser so sehr, daß man Lewis lynchen und ins Gefängnis bringenwollte. Dennoch führte Lewis uneingeschüchtert weiter scharfe Angriffe gegen geistige Enge, Vulgarität, Unwissen, Profitgeist und Kleinstrebertum. Sein ständig wachsendes Werk wurde so bald zu einer "Comedie Humaine" des amerikanischen Bürgertums und schließlich von diesem mit gleichsam reuigem Widerstreben auch als solche anerkannt.
   Die Welt ehrte den Mutigen schließlich im Jahre 1930 durch die Verleihung des ersten Nobelpreises für Dichtung an Amerika. Lewis wies voller Noblesse in seiner Stockholmer Rede auf den damals jungen Dichter Thomas Wolfe hin, der ihn später als Lloyd McHarg in seinem großen Roman "Es führt kein Weg zurück" verewigte. In. der Problematik und Themenstellung immer aktuell und unerbittlich klar, stets furchtlos vor Institutionen, Klassen und Parteien, ist das Werk des Dichters erfüllt von Wahrheitsliebe, dem Wunsch nach sozialer Veränderung, von ingrimmiger Ironie, aber auch von schmerzlicher Liebe zu den Objekten seines Zorns. In der Hochzeit des Faschismus gab er mit seiner politischen Utopie "Das kann hier nicht passieren" zu verstehen, daß ihn puritanische Überheblichkeit nicht über die politisch-korruptive Anfälligkeit seiner Landsleute hinwegtäuschen konnte. Auch in den Spätwerken offenbarte sich Lewis als der große Analytiker amerikanischer Geschichte und amerikanischen Lebens, als politisch-moralischer Mentor seines Landes und wahrte sich bis zuletzt ungebeugt und konzessionslos schreibend die Freiheit des Individuums, die er in seinem Werk verfocht. Der große Romancier starb mitten in der Arbeit an einem neuen Werk im Januar 1951 in Rom. Über sein Leben unterrichtet die 1933 erschienene Biographie Carl van Dorens und der zur Zeit in USA vorbereitete Sammelband seiner Briefe.