Autor Malraux, André (Andre Berger) rororo #105
  Frankreich
Titel Der Königsweg
  Le voie royale
Übersetzung Hardekopf, Ferdinand
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 105
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 03/1954
 
157 Seiten
dt. Erstausgabe Stuttgart: DVA, 1950
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Andre Malraux, der schon mit 30 Jahren den Prix Goncourt erhielt, gilt nach dem Tode Andre Gides als der führende Schriftsteller Frankreichs. Als solcher, aber auch als Archäologe, Philosoph, Flieger, Verschwörer und Politiker ist er eine der faszinierendsten Erscheinungen unserer Zeit. Der am 3. 11. 1895 unter dem bürgerlichen Namen Andre Berger in Paris geborene Sohn eines französischen Beamten studierte zunächst Sanskrit, Chinesisch und Archäologie. Bereits 1921 erschien sein erstes Buch, die Gedichtsammlung "Papierene Monde". Die Heirat mit der Tochter eines deutschen Orientalisten führte ihn dann zu kunstwissenschaftlichen Arbeiten nach Indochina. Hier erwachte rasch sein Interesse am Kolonialproblem und an der Politik. Über Afghanistan und Persien nach Europa zurückgekehrt, nahm er am Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite als Führer einer Flugzeugbrigade teil und zeichnete sich durch Feindflüge aus. Wieder in Paris gründete er mit Louis Aragon die "Internationale Schriftsteller-Vereinigung zur Verteidigung der Kultur". Es war für diesen Mann der Tat selbstverständlich, daß er sich im Zweiten Weltkrieg als Freiwilliger meldete. Der Gefangennahme durch die Deutschen entzog er sich durch Flucht ins unbesetzte Frankreich und führte schließlich die Brigade "Alsace-Lorraine", wurde Oberst der FFI und Informationsminister im Kabinett de Gaulle. Der Gegenwart unentwegt auf das aktivste und abenteuerlichste verhaftet, durchleuchtete er als einer der ersten Romanciers den Katastrophencharakter unserer Zeit, die sein unter dem Einfluß von Nietzsche, Spengler, Gide und Dostojewski stehendes Werk prägt. Seine spannungsgeladenen Romane sind erfüllt vom Urerlebnis der Angst in einer entgötterten Welt und entwickeln Bilder des Grauens, predigen das Abenteuer der Aktion, die stärker ist als Tod und Leid. Bei ihm ist der Mensch in ein Feld elementarer revolutionärer Kräfte gestellt und kämpft gegen Mißbrauch der Macht und des Terrors. In den äußersten Situationen aber, die zu Härte und Grausamkeit zwingen, läßt der Dichter seine Helden nie Würde und Ehre verlieren. Schon in seinem ersten Prosawerk "Die Versuchung des Westens" (1926) greift Malraux in Form eines fingierten Briefwechsels das französische China-Problem auf. Sein Roman "Die Eroberer" (1928) gibt dann eine Darstellung des Aufstandes und Geneneralstreiks von 1925 in Kanton. Ihm folgt der hier vorliegende, der Erzählkunst Joseph Conrads nahestehende "Königsweg" (1930), in dem Malraux die Geschichte zweier Abenteurer erzählt, die in die Dschungel Kambodschas eindringen, um Figuren-Reliefs der verfallenden Tempel zu erbeuten. Das gefahrvolle Unternehmen eines Archäologen und eines mit den Eingeborenen vertrauten Desperados scheitert an den unheimlichen Naturgewalten der Tropen und - wie in allen Werken Malraux's - klingt auch hier das grausame Motiv vom Sieg des Zufalls über das Schicksal auf, das auch die späteren Romane begleitet: "Conditio Humana" (1933), "Die Zeit der Verachtung" (1935), den Niederschlag seines Spanienerlebnisses "Hoffnung" (1937) und sein letztes Werk "Die Nächte von Altenburg" Bd. 1: Der Kampf mit dem Engel (1943). Neben diesen eminent politischen Büchern ist Malraux auch als Essayist völlig neue Wege gegangen. Er hat eine Psychologie des Films geschrieben und eine dreibändige Psychologie der Kunst (1947-1951), die Weltverbreitung fanden.