Autor Musil, Robert rororo #300
  Oesterreich
Titel Die Verwirrungen des Zöglings Törless
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 300
   
Auflage(n) 1.-40. Tsd. 03/1959
85. Tsd. 08/1964
 
147 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1906
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Den 1880 in Klagenfurt geborenen Dichter Robert Musil, der am 15. April 1942 in der Schweizer Emigration starb, nannte die Londoner «Times» sieben Jahre nach seinem Tode «den bedeutendsten deutschschreibenden Romancier dieser Jahrhunderthälfte und zugleich unbekanntesten Schriftsteller dieses Zeitalters». Bis zur Wiederveröffentlichung seiner drei meisterlichen, erstmals 1924 erschienenen Erzählungen, die als Taschenbuch («Drei Frauen», rororo Nr. 64) in die Hände vieler tausend Leser gelangten, war Robert Musil in der Tat nur einem engen literarisch interessierten Kreis als ein Joyce und Proust ebenbürtiger genialer Erzähler bekannt. Zeitlebens hielt er sich, bis zur Vernichtung mißtrauisch, allem fern, was statt echter Aktivität leerer, wenn auch noch so emsiger literarischer Betriebsamkeit entsprang. Er war als Außenseiter zur Literatur gekommen. Zunächst sah er sich nach dem Wunsch seiner Eltern vor der Laufbahn eines aktiven k. u. k. Offiziers. Aus eigenem Entschluß sattelte er, ehe er militärisch avancierte, um. Schon mit 21 Jahren wurde er Ingenieur, spielte mit dem Gedanken einer entsprechenden wissenschaftlichen Karriere, änderte aber nochmals seinen Berufsplan und studierte Philosophie. Jahrzehntelang widmete sich Musil schließlich vor allem der Gigantenarbeit an seinem monumentalen Romanwerk «Der Mann ohne Eigenschaften», mit dem er sich als der deutsche Stilist und Moralist des 20. Jahrhunderts auswies, der aber bis zu seinem Tode in drei großen Teilen nur unvollendet der Öffentlichkeit bekannt wurde. Erst 1952 konnte der Rowohlt Verlag das bedeutende Werk in einer von dem bekannten Essayisten Adolf Prise eingeleiteten und redigierten Neuausgabe vorlegen, die die großartige sprachliche, gedankliche und erzählerische Architektur des riesigen Torsos authentisch aus dem Nachlaß erweiterte und vollendete.
Inhalt: «Die Verwirrungen des Zöglings Törless» erschienen 1906. Sie verhalfen ihrem jungen Autor zu einem flüchtigen Ruhm. Die oft gelobte Kühnheit Musilscher Psychologie zeichnet schon dies erste Werk aus, das den später verbreiteten expressionistischen Stil vorwegnahm. Es ist eine ungewöhnlich subtile Pubertätsstudie, in der Musil seine Erfahrungen als Kadett einer k. u. k. österreichischen Militärerziehungsanstalt auswertete. Alfred Kerr widmete dem Probestück des noch ganz Unbekannten eine sechsspaltige Würdigung. Die Arbeit, in der Stoff und Material ganz zugunsten scharfsichtig genauer, glasklarer Interpretationen jugendlichen Wachstums zurücktreten, läßt bereits den erkenntnissprühenden Gestalter weltliterarischen Formats ahnen. Zudem ist in ihr das Bild kommender Diktatur und der Vergewaltigung des Einzelnen durch das System visionär vorgezeichnet.
     Mit der Veröffentlichung dieses Erstlings, der Meistererzählungen und des großen Romanwerks sowie der nun ebenfalls vorliegenden Bände «Tagebücher, Aphorismen, Essays und Reden», 1955, und «Prosa, Dramen, Späte Briefe», 1957, ist nunmehr unzweifelhaft der von Thomas Mann vorausgesagte Nachruhm des Dichters strahlend aufgegangen.
Literatur über Musil: Deutsch
  • O. E. Hesse, in «Die schöne Lit.», 1923;
  • A. Frise in «Die Tat», April 1935;
  • R. Lejeune: R. M., 1942;
  • K. Riskamm: R. M.s Leben und Werk, Diss. Wien 1948;
  • A. Maier: Franz Kafka u. R. M. als Vertreter der ethischen Richtung des modernen Romans, Diss. Wien 1949;
  • F. Th. Csokor: Was bedeutet uns R. M.P, in «Freude an Büchern» 4, 1952.