Autor Weisenborn, Günther rororo #119
  Deutschland
Titel Das Mädchen von Fanö
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 119
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 08/1954
 
149 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1935
|
Der Dramatiker und Erzähler Günther Weisenborn wurde am 10. Juli 1902 in Velbert/Rheinland geboren. Er studierte zunächst Medizin und Germanistik, um sich dann der Literatur zuzuwenden. Der Erfolg früher Bühnenwerke "U-Boot S 4" (1928), "SOS oder die Arbeiter von Jersey" (1929) sowie eines ersten Romans "Barbaren" (1931), führte ihn zunächst nach Berlin. Hier schrieb er gemeinsam mit Bert Brecht nach Gorkis Roman das Schauspiel "Die Mutter" (1931) und mit Richard Hülsenbeck die Komödie "Warum lacht Frau Balsam?" (1933). Den freiheitlich Gesinnten lockten beim politischen Umsturz Argentinien und Nordamerika. Nach seiner Rückkehr erschienen zunächst der hier wieder vorliegende, mit Brigitte Horney verfilmte Liebesroman "Das Mädchen von Fanö" (1934). Die Geschichte vom Kampf zweier junger Hochseefischer um das Mädchen Pät. Unter dem Pseudonym Christian Munk wurde das gemeinsam mit Eberhard Förster verfaßte, später auch verfilmte Schauspiel "Die Neuberin", mit Agnes Straub in der Hauptrolle, ein großer Theatererfolg (1938). Unter dem gleichen Decknamen erschienen 1937 und 1938 zwei Bände Erzählungen, in denen südamerikanische Erlebnisse ihren Niederschlag fanden: "Traum und Tarantel" und "Die einsame Herde". Ein Roman aus der Wildnis war auch das erfolgreiche Buch "Die Furie" (1937). Ein Robert-Koch-Stück, "Die guten Feinde" (1938), war die letzte literarische Äußerung, ehe der einer Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus angehörende Dichter verhaftet und 1942 zu Zuchthaus verurteilt wurde. 1945 befreiten ihn sowjetische Truppen. Er trat bald wieder in Berlin an die Öffentlichkeit, begründete mit Karl-Heinz Martin das Hebbel-Theater und die politisch-satirische Zeitschrift "Ulenspiegel". Den Widerstandskämpfern setzte er mit einem Drama "Die Illegalen" (1945) ein Denkmal sowie mit einem epischen Werk "Memorial" (1947). Dieses in fast alle Kultursprachen übersetzte Werk kontrastierte in sehr eigenwilliger, erschütternde Wirkungen erzielender Form die Zeit seiner politischen Gefangenschaft mit der ungebundenen Freiheit, die er auf Pampas und Steppe genießen durfte. Die balladische Szenenfolge "Vom Eulenspiegel, vom Federle und von der dicken Pompanne" (1949) gestaltete eine imaginäre Episode aus dem Bauernkrieg zur Anklage gegen Tyrannei und zum Hochgesang auf die Freiheit. 1951 wurde Günther Weisenborn als Dramaturg an die Kammerspiele in Hamburg berufen und gründete hier nebenher das "Dramaturgische Kollegium", um dem Theater neue dramatische Kräfte zu erschließen. Hier in Hamburg entstand und wurde uraufgeführt die politische Komödie "Drei ehrenwerte Herren" (1951). Das Werk ist ein Schulbeispiel für die requisitenlose Bühne, die Weisenborn zur Erneuerung des Theaters fordert. Die letzte Veröffentlichung Günther Weisenborns ist der von ihm 1953 unter dem Titel "Der lautlose Aufstand" nach umfangreichem dokumentarischem Material herausgegebene Bericht über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes in der Zeit von 1933-1945, der dieser in allen seinen Werken die Idee der Freiheit gestaltende und verteidigende Dichter selbst ehrenvoll angehörte.