Autor Colette, Sidonie-Gabrielle Claudine rororo #120
  Frankreich
Titel Die Fessel
  L'entrave
Übersetzung Redtenbacher, Erna
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 120
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 08/1954
175. Tsd. 01/1961
 
150 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1928
|
Madame Sidonie Gabriele Claudine Goudeket wurde als Tochter eines pensionierten Offiziers am 28. Januar 1873 in St. Sauveur-en-Puisaye, einem burgundischen Örtchen, geboren. Heute ist sie, die Marcel Proust "das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur" nannte, die in Frankreich und der ganzen Welt gefeierte Colette. Ihre erste Ehe mit Henri Gautier-Villars, einem Musikkritiker, Impresario und Schriftsteller, führte sie zur Zeit der Toulouse-Lautrec, Debussy, der Sarah Bernhardt, des alternden Zola und des jungen Gide in die Kreise der Pariser literarischen Avant-Garde. Gemeinsam mit ihrem Gatten schrieb sie unter dem Pseudonym Willy ihre ersten Bücher um Claudine, eine Mädchengestalt mit autobiographischen Zügen, die bald auch auf der Bühne Verkörperung fand. So wandte sie sich denn auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1906 dem Vaudeville zu, wurde Tänzerin und Schauspielerin und auf den Brettern des "Parisiana" wie denen der "Comedie Francaise" bald der erklärte Liebling der Pariser. 1912 führte ihre zweite Ehe mit Henri de Jouvenel, einem bedeutenden Publizisten, sie wieder der Literatur und dem Journalismus zu. In dieser Zeit entstehen vor allem auch jene Romane, die sie rasch als eine der größten Stilkünstlerinnen Frankreichs weltberühmt machten, darunter die bekanntesten "Mitsou" (1916) und "Cherie" (1920). Marcel Proust, der über der Lektüre dieser Bücher weinte, schrieb: "Es ist ihr gegeben, die Unerforschlichkeiten des weiblichen Denkens im Kunstwerk zu enthüllen." Ihr mehr als dreißig Bände umfassendes Werk wurzelt stark im Erlebten, in Erinnerungen an die ländliche Heimat wie etwa "La Maison de Claudine" (1922) oder der Roman um ihre Mutter "Sido" (1930). Aber auch die Tierwelt, der sie in ihrer Kindheit nahe war, spiegelt sich in äußerst subtilen Studien, den berühmten "Sieben Tierdialogen" (1905) und "Friede bei den Tieren" (1916). Reminiszenzen an ihre Bühnenlaufbahn finden sich in "La Vagabonde" (1910) und den "Komödiantinnen" (1913).
    Zartheit der Darstellung, schwebende Ironie und transparente Dialoge erlauben es ihr, die heikelsten Themen der Liebe und Ehe zu gestalten wie im hier vorliegenden, erstmalig 1913 erschienenen Roman (L'Entrave), der als eines ihrer besten Bücher und einer der großen Liebesromane unserer Zeit gilt. Er erzählt die Geschichte der bezaubernden Pariser Schauspielerin Renée Néré, die sich an einen jungen Mann aus reicher Familie verschwendet. Seit der legendären George Sand ist keine Frau Frankreichs zu ähnlichem Ruhm und weltweiter Verehrung aufgestiegen wie Colette. Paul Claudel nannte sie "die größte lebende Schriftstellerin Frankreichs", Andre Gide "ein Genie". Alle öffentlichen Würden wurden ihr zuteil. Die alternde Dichterin ist heute Mitglied der Academie Francaise, der Academie Goncourt, der Ehrenlegion, der Belgischen Akademie. Anläßlich ihres achtzigsten Geburtstages im vergangenen Jahr überreichte ihr die Stadt Paris die Große Goldmedaille. Kürzlich gingen Dramatisierungen ihrer berühmten Erzählungen "Gigi" und "Cheri" erfolgreich auch über deutsche Bühnen. Eine französische Gesellschaft bereitet einen Film "Das Leben der Colette" vor.