rororo Zeitung 1948/10 Copyright 1948 by Verlag Jurt Desch, München. Die Titelseite zeichnete Werner Rebhuhn. Die Auflage des Rotationsromans beträgt 100000. Satz und Druck erfolgte im Oktober 1948 bei der Druckerei Nr. 36, Berlin SW 68. Leserbriefe sind an den ROWOHLT VERLAG, BERLIN - HAMBURG - STUTTGART - BADEN-BADEN zu richten. Lizenzbummer 331, Druckgenehmigung Nr.2006/48 - 1469/48. Printed in Germany.
[Mit einem Nachwort zu Weisenborn's "Memorial" von Wolfgang Weyrauch]
[Format 38 x 26.5 cm]
[32 Seiten]
BITTEN AN DIE LESER!

   Dreizehn Rotationsromane sind bisher außer dem vorliegenden erschienen: Ernest Hemingway "In einem andern Land"; Kurt Tucholsky "Schloß Gripsholm"; Alain-Fournier: "Der große Kamerat"; Joseph Conrad "Taifun"; Thyde Monnier "Die kurze Straße"; Theodor Plievier "Stalingrad"; Andre Gide "Die Verließe des Vatikans"; Ignazio Silone "Fontamara": Erich Kästner "Drei Männer im Schnee"; Anna Seghers "Das siebte Kreuz"; Antoine de Saint-Exupery "Wind, Sand und Sterne"; Mariorie Kinnan Rawlings "Frühling des Lebens"; Sinclair Lewis "Mantrap".
   Wir begannen dieses ungewöhnliche Unternehmen, weil wir in der bisher üblichen Buchproduktion keine Möglichkeit sahen, den ungeheuren Lesehunger der Nachkriegsjahre zu befriedigen. Deshalb druckten wir auf Zeitungspapier, von vornherein keine Qualität vortäuschend, die nicht vorhanden ist, wählten ein Format, das uns den rationellsten Rotationsdruck erlaubt und dadurch bei einer Auflage von 100 000 Stück einen Preis von 50 Pfennig für das einfache Heft ermöglicht.
   Daß unser Plan richtig war, zeigt sich selbst nach den einschneidenden Veränderungen, die nach den Währungsreformen in allen vier Zonen stattgefunden haben. Schon der erste "RO-RO-RO", den wir im Juli 1948 herausbrachten, war sofort wieder vergriffen Das bestätigte uns, daß der Hunger nach dem billigen guten Buch noch längst nicht gestillt ist. Viele Leserbriefe, die Vorschläge für neue "RO-RO-ROs" enthalten bestärken uns in dem Vorhaben jetzt erst recht dem jungen lesehungrigen Menschen Romane in die Hände zu geben, die nicht nur dem Besten entnommen sind, was die zeitgenössische Literatur bietet, sondern die er auch heute noch bezahlen kann. Wir wollen dabei das gute gebundene Buch, das jetzt wieder leichter herzustellen ist als in den ersten drei Jahren nach Kriegsende, in unserem Verlag nicht vernachlässigen. Aber wir wollen in möglichst schneller Folge noch mehr ,,RO-RO-ROs" herausbringen als früher: John Steinbeck, Jack London, William Faulkner und Albert Camus sollen die nächsten Autoren sein, mit denen wir Sie bekannt machen wollen.
   Wir erhielten, seit der erste "RO-RO-RO" erschien, mehrere tausend Zuschriften; es wurden so viel, daß wir entgegen unserer ursprünglichen Absicht, jeden Brief zu beantworten, uns nun leider darauf beschränken müssen, an dieser Stelle allen, die uns schrieben und schreiben werden, unseren Dank zu sagen.
   Eine neue Bitte möchten wir hinzufügen: Versuchen Sie nicht, die "RO-RO-ROs" im Abonnement zu erhalten, und weisen Sie Ihren Buchhändler, der vielleicht aus Gründen der Einfachheit solche Abonnements vergibt, darauf hin, daß er nicht in unserem Sinne handele. "RO-RO-RO" ist keine Zeitschrift, sondern ein aus der Not geborener Ersatz für das gute Buch, das stets nur einen bestimmten Kreis von Lesern haben wird. Jeder Rotationsroman sollte, wenn irgend möglich, nur in die Hände eines Käufers gelangen, der wirklich daran interessiert ist. Sehr viele Zuschriften haben uns unter anderem bestätigt, daß ein Leser, der derart verschiedene Bücher wie etwa "Schloß Gripsholm", "Stalingrad" und "Verließe des Vatikans" mit gleichem Interesse liest, außerordentlich selten ist: im allgemeinen interessiert nur das eine oder andere Buch. Deshalb bitten wir Sie, solange der Büchermangel herrscht, nicht grundsätzlich jeden Rotationsroman zu kaufen; lassen Sie sich beraten von Ihrem Buchhändler und wählen Sie aus.
   Nach wie vor bitten wir Sie um Ihre Kritik. Seien Sie versichert, daß Ihr Brief aufmerksam von uns gelesen wird, daß wir alle ihre Anregungen notieren und stets versuchen werden, aus Ihren Ratschlägen zu lernen.
   Auf Grund aller unserer bisherigen Erfahrungen, nicht zuletzt Ihres Urteils, wollen wir nicht vom Format abgehen. Vom Literarischen absehend und rein technisch formuliert heißt der Grundsatz für die RO-RO-ROs: Möglichst viele Buchstaben auf möglichst wenig Papier für möglichst wenig Geld! Würden wir uns für ein übliches Buchformat entscheiden so würden wir allein durch die Ränder die jede Seite hat, für jedes Buch ein Drittel Papier mehr benötigen als ietzt. Das bedeutet daß wir durch unser Format bei drei Büchern das Papier für ein viertes gewinnen - ein Argument dem Sie sich sicher nicht verschließen werden, weil Sie der Gewinnende sind.
   Bitte sagen Sie uns auch weiterhin, was Sie von unseren Veröffentlichungen denken, und scheuen Sie nicht das offene Wort, wir werden nach wie vor mit Dankbarkeit auf Sie hören.