Autor Speyer, Wilhelm rororo #17
  Deutschland
Titel Der Kampf der Tertia
   
Zeichnungen Busch, Wilhelm M.
Umschlagentwurf Wulff, Jürgen
Wulff, Cornelia
rororo Taschenbuch Ausgabe 17
  Erstauflage mit anderem Umschlag
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 12/1950
139.-163. Tsd. 11/1955
241.-248. Tsd. 07/1965
 
153 Seiten
dt. Erstausgabe Berlin: Rowohlt, 1927
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Wilhelm Speyers schon klassisch gewordene Schul- und Tiergeschichte gehört neben Kästners "Emil und die Detektive" zu den frischesten Jugendbüchern unserer Zeit. Aber nicht nur der junge Leser, auch der Erwachsene wird vom jugendlichen Übermut, vom romantischen Waldabenteuer, von den knabenhaften Kämpfen dieses trojanischen Kriegs der Jugend mitgerissen. Wie hier die Tertia eines ländlichen Schulstaates sich unter ihrem "Großen Kurfürsten", dem dicken Anführer der Bande, zum Kampf gegen die tierfeindliche Stadt entschließt, wie die bogenbewaffnete Daniela, das Mädchen der Tertia, sich dem Aufstand schließlich anschließt, sämtliche Katzen der Stadt Maineweh im Waldasyl gerettet werden und die überraschten Städter auf Häuserfronten, Plakaten und öffentlichen Anschlägen fünfsprachig den Warnruf "Seid gut zu den Tieren!" entdecken, das ist hinreißend erzählt. Man liest es, wenn man jung ist, mit roten Backen, und ist man schon aus diesem Paradies verstoßen, träumt man sich dahin gern zurück und nimmt teil am Krieg der Sekunda gegen die Tertia, an der Überrumpelung des Polizisten Holzapfel und des Fellhändlers Biersack, an der Verhinderung des behördlich vorgeschriebenen Katzenmordes, man nimmt begeistert teil an dieser siegreichen Feldschlacht für die Tiere.
   Diese Geschichte vom trojanischen Krieg der Knaben gegen eine tierfeindliche Stadt setzte Speyer in der Erzählung "Die goldene Horde" fort. Einen dritten Jugendroman schrieb der Verfasser mit "Die Stunde des Tigers" (1939).
   Der am 21. Februar 1887 als Sohn eines Fabrikbesitzers in Berlin geborene Wilhelm Speyer, einer der elegantesten und lebendigsten Erzähler, empfing als Zögling des Landeserziehungsheims Haubinda die Eindrücke eines freien, frohen, modernen Schullebens, die er hier zum Heldenlied der Tertia gestaltete. Mit seinen Erzählungen und Romanen "Wie wir einst so glücklich waren", "Schwermut der Jahreszeiten", "Mynheer van Heedens große Reise", "Charlott etwas verrückt", "Ich geh aus und du bleibst da" und "Roman einer Nacht" (rororo Nr. 727) gewann er sich in Deutschland einen großen Leserkreis. Von 1930 an lebte er in Italien, Salzburg und Paris und verließ nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Europa, um in Amerika seßhaft zu werden. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie des PEN-Clubs. Seit 1949 lebte er abwechselnd in Bayern, der Schweiz und in Südfrankreich, bis er am 1. Dezember 1952 im Alter von 65 Jahren in Basel starb. Sein von Hermann Hesse und Thomas Mann gerühmter Berlin-Roman "Das Glück der Andernachs" (1947) fand in Deutschland viel Beachtung. Ebenso die letzten Romane "Der Hof der schönen Mädchen" und "Andrai und der Fisch" (1951).