Autor Auburtin, Victor rororo #244
  Deutschland
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Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 244
  Eine Auswahl für alte und neue Auburtinisten herausgegeben von Walter Kiaulehn
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 12/1957
50. Tsd. 04/1958
 
150 Seiten
dt. Erstausgabe München: Langen-Müller, 1957
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Victor Auburtin, der ein klassischer Meister deutscher Kleinprosa genannt werden darf, wurde am 5. September 1870 zu Berlin als Sohn des früheren Schauspielers Charles Boguslav Auburtin und einer böhmischen Mutter geboren. Den Vater hatte eine Fußlähmung für die Bühne untauglich werden lassen, er mußte umsatteln und wurde Journalist. In den recht bescheidenen Verhältnissen einer Hinterhauswohnung über dem Pferdestall wuchs Victor Auburtin heran, absolvierte das Französische Gymnasium seiner Vaterstadt, wo man zweisprachig erzogen wurde, was seiner Herkunft aus dem Berliner Franzosentum besonders entsprach. Freilich waren die Auburtins eine katholische Familie und nicht Emigranten im Sinne der alten französischen Hugenottenkolonie; der Großvater Charles Louis Benoit Auburtin war als Mundkoch des Grafen Raczinski über Paris und Stockholm in die preußische Hauptstadt gekommen und schließlich Küchenchef des Königs Friedrich Wilhelm IV. geworden. Während des Studiums der Germanistik und Kunstgeschichte brach der junge Auburtin aus und schloß sich vorübergehend einer Schauspieltruppe an. Und als schließlich die Doktorarbeit doch zum Abschluß gekommen war, ging er zunächst mit jungen reichen Engländern als ihr Hauslehrer nach Italien. Die ersten journalistischen Arbeiten veröffentlichte er in der "Berliner Börsenzeitung" und im "Simplizissimus". 1905 gewann ihn Theodor Wolff für das "Berliner Tageblatt", dem er bis zu seinem Tode in Garmisch-Partenkirchen, am 26. 6. 1928, angehört hat. Auburtin starb an den Folgen einer ins Gehirn geschlagenen Nierenkrankheit, die er sich zwischen 1914 und 191J als französischer Kriegsgefangener in Korsika zugezogen hatte. Seine feuilletonistischen Arabesken und ironischen Plaudereien bilden in der zarten Anmut ihres Spottes, in ihrer eleganten Feinheit einen raren und kostbaren Schatz der deutschen Literatur.
     Der vorliegende Band ist zusammengestellt aus: "Die goldene Kette" (1907), "Die Onyxschale" (1911), "Pfauenfedern" (1921), "Ein Glas mit Goldfischen" (1922), "Einer bläst die Hirtenflöte" (1928) und "Kristalle und Kiesel" (Nachlaß, 1930) - alles bei Albert Langen, München. Dort erschienen ebenfalls zwei Bühnenwerke Auburtins: das Märchenspiel "Der Ring der Wahrheit" und das Schauspiel "Das Ende" (beide 1910), außerdem ein großer Essay: "Die Kunst stirbt" (1911).