Autor Thiess, Frank rororo #114-115
  Deutschland
Titel Tsushima
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
rororo Taschenbuch Ausgabe 114-115
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 06/1954
100. Tsd. 08/1959
 
386 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1936
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Der Deutsch-Balte Frank Thiess, der in erzählerischen, dramatischen und essayistischen Werken vielfältig die Fragen unserer Zeit aufgriff und deutete, wurde als Sohn eines Ingenieurs und späteren Stadtbaumeisters am 13. März 1890 auf dem Gut Eluisenstein bei Üxküll in Livland geboren. Er studierte an den Universitäten Berlin und Tübingen und promovierte 1913 mit einer Dissertation über "Die Stellung der Schwaben zu Goethe". Vorübergehend war er kurze Zeit Schauspielschüler am Lessingtheater in Berlin, ehe er sich literarisch-journalistischen Aufgaben zuwandte und zunächst in der außenpolitischen Redaktion einer großen Berliner Tageszeitung, dann als Dramaturg und Regisseur in Stuttgart, als Theaterkritiker an einer Hannoverschen Zeitung und schließlich als freier Schriftsteller wirkte. Seine virtuos entworfenen Romane zeichnen sich durch eine sensible Einfühlung in psychologische und erotische Probleme aus. Unter ihnen fanden besondere Verbreitung der Roman der Geschwisterliebe "Die Verdammten", der Ehebruchsroman "Frauenraub" sowie die Romane "Abschied vom Paradies", "Das Tor zur Welt", "Der Leibhaftige" und "Der Zentaur": eine Tetralogie, die unter dem Sammeltitel "Jugend" im Rahmen eines über vier Lebensstufen führenden großen Entwicklungsund Erziehungsromans zugleich ein Bild von der Auflösung des Bürgertums gibt und hinter dem Chaos "die großen geistigen und religiösen Zielpunkte der Jugend unserer Zeit aufzeigt". Die akademische Jugend im Schatten des herannahenden Ersten Weltkrieges ist auch Träger der Handlung seines vielgelesenen Romans "Stürmischer Frühling" (rororo Taschenbuch Nr. 62).
    Mit dem hier vorliegenden Roman aus dem russisch-japanischen Seekrieg, dem Bericht von der Fahrt des russischen Admirals Rojestwenski, der auf verlorenem Posten durchhält, als seine Geschwader in der Schlacht von Tsushima vernichtet werden, errang Frank Thiess einen der größten Erfolge der zeitgenössischen deutschen Literatur. Graf Hermann Keyserling nannte «Tsushima» "eines der bedeutendsten Epen der deutschen Sprache, ein ganz großes Kunstwerk". Bis zu seinem Verbot im nationalsozialistischen Deutschland wurde das Buch Jahr für Jahr neu aufgelegt. Bald nach seinem Erscheinen wurde es in 16 Ländern übersetzt und mehrsprachiger Bestseller. Im Zweiten Weltkrieg erschienen Abschnitte aus dem Buch in der von Ernest Hemingway herausgegebenen Anthologie "Men in War". Das Werk leitete eine Reihe von weiteren großartigen romanhaften Tatsachenberichten ein, darunter den Roman vom Zusammenstoß der antiken Kulte mit dem entstehenden Christentum in der byzantinischen Welt "Das Reich der Dämonen" und die Caruso-Bücher "Neapolitanische Legende" und "Caruso in Sorrent". Als Essayist hat der Dichter wiederholt in die geistige Entwicklung des 20. Jahrhunderts eingegriffen mit Veröffentlichungen wie "Erziehung zur Freiheit", "Die Zeit ist reif", "Zeitwende" und "Despotie des Intellekts". Frank Thiess lebt heute in Bremen. Er ist Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie des Deutschen Pen-Zentrums (Bundesrepublik). Zuletzt erschien 1951 sein Gegenwartsroman "Die Straßen des Labyrinths", in dem er in einem Graham Greeneschen Spannungsfeld wie dieser die These vertritt, daß nur Gnade den Menschen aus seiner Schuld erlösen kann. Zum 60. Geburtstag des Dichters erschien 1950 eine Sammlung ihn würdigender Beiträge führender deutscher Schriftsteller unter dem Titel "Frank Thiess, Werk und Dichter".