Autor Brunngraber, Rudolf rororo #111
  Oesterreich
Titel Zucker aus Cuba
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 111
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 05/1954
 
234 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1941
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Der am 20. September 1901 als Sohn eines Maurers in Wien geborene, später sehr erfolgreiche Schriftsteller bereitete sich zunächst auf den Lehrberuf vor, ohne ihn später auszuüben. Er besuchte die Akademie, um sich der Malerei zu widmen. Schließlich wandte er sich endgültig der Literatur zu und wurde mit einer Reihe von Tatsachenromanen der verdienstvolle Pionier einer neuen Prosaform und rasch weltberühmt. Schon sein erstes Werk "Karl und das XX. Jahrhundert" (1932), in dem er eine Weltwirtschaftsphase am Schicksal eines Fliegeroffiziers aus dem Ersten Weltkrieg analytisch darstellt, ist für Brunngrabers Kunst, individuelle Schicksale im Feld weltpolitischer Kräfte aufzuzeigen und diese am Menschen zu demonstrieren, bezeichnend. Berühmt wurde er mit seinem zweiten Buch "Radium" (1936) (rororo Taschenbuch Nr. 8), in dem er den menschlichen Hintergründen der Entdeckung dieses Elements und ihrer wirtschaftspolitischen Auswirkung nachging. Auch in den nun folgenden Romanen "Opiumkrieg" (1939), der Geschichte der gewaltsamen Einführung des Opiums in China und des Zusammenpralls alter Kultur und europäischer Herrschaftspolitik, sowie dem hier wieder vorliegenden Werk bleibt Brunngraber diesem von ihm geprägten neuen Typus des modernen Romans treu.
   "Zucker aus Cuba" ist die Geschichte eines "Geldrausches", die die Tragödie des cubanischen Volkes schildert, das durch den kriegsbedingten Ausfall des europäischen Rübenzuckers mit seinem Rohrzuckeranbau von 1915 bis 1930 einen märchenhaften wirtschaftlichen Aufschwung und mit dem Fallen der Zuckerpreise den Zusammenbruch erlitt. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Farmerdynastie, die aufs engste mit diesen ökonomischen Entwicklungen verhaftet ist. Alle diese Werke erreichten rasch eine Gesamtauflage von über einer Million, und fremdsprachige Ausgaben erschienen in 17 Ländern.
   Auch Brunngrabers "Die Engel in Atlantis" (1938) wurzelt auf ernsten Forschungsergebnissen, wiewohl diesem visionären Roman ein biblischer Stoff zugrunde liegt. Zuletzt erschienen in der Reihe der Tatsachenromane "Der tönende Erdkreis" (1951), der der Entwicklung des Funks von den Experimenten Galvanis bis in unsere Zeit folgt, und "Heroin" (1951), der Roman der Rauschgifte, der, das Material der Jahresberichte der ägyptischen Regierung an den Völkerbund nutzend, die große Rauschgiftschlacht gegen die internationale Verbrecherwelt darstellt und gleichzeitig eine umfassende ethnologische, toxikologische und psychiatrische Schau der Drogenweh gibt. Neben diesen erzählenden Werken wurde Brunngraber auch als Essayist mit seinen Schriften "Psychologie des Dritten Reiches" (1946), "Von Nietzsche zur Technokratie" (1947) und "Überwindung des Nihilismus" (1950) bekannt. Besonders erfolgreich war er auch als Drehbuchautor. Sein Österreichfilm "1. April 2000" wurde in der ganzen Welt gespielt. Als Erzähler wurde ihm 1950 der Preis der Stadt Wien verliehen. Heute ist Rudolf Brunngraber einer der wenigen lebenden österreichischen Schriftsteller von Weltgeltung. Er ist Präsident der sozialistischen Journalisten und Schriftsteller Österreichs, Vorstandsmitglied des österreichischen Pen-Clubs, korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Nach einer kürzlich öffentlich abgegebenen Erklärung wird er künftig wieder mehr den Menschen in den Mittelpunkt seines Schaffens stellen. Solche Aspekte zeigte bereits seine Liebesgeschichte "Irrelohe" (1947) und werden deutlicher in seinem demnächst erscheinenden neuen Roman "Fegefeuer", der den Menschen in den Fesseln des religiösen Fanatismus schildern wird.