Autor Camus, Albert rororo #432
  Frankreich | Nobelpreis 1957
Titel Der Fremde
  L'etranger
Übersetzung Goyert, Georg
Brenner, Hans Georg
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 432
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 07/1961
150. Tsd. 10/1966
 
153 Seiten
dt. Erstausgabe Düsseldorf: Rauch, 1948
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1957 hatte Albert Camus den Nobelpreis erhalten. Am 4. Januar 1960 kam er bei einem Autounfall ums Leben. Sein Tod bedeutete das Verstummen einer der literarisch und moralisch gewichtigsten Stimmen Europas. Camus wurde am 7. 11. 1913 als Sohn einer Spanierin und eines Elässers in Mondovi/Nordafrika in kärglichen Verhältnissen geboren. Als Werkstudent besuchte er die Universität Algier und schloß seine Studien mit einer Arbeit über Platin und Augustin ab. In Algier gründete er auch eine einflußreiche Theatergruppe und ließ seine beiden ersten Essay-Bände «L Envers et l'Endroit» (1937) und «Noces» (1938) erscheinen. Auf Reisen lernte er viele Länder Europas kennen. Während der deutschen Besetzung wirkte er an einer Schule in Oran und schrieb in der illegalen Widerstandspresse, um das Gewissen der Nation zu wecken. Sein zeitkritisches Denken und Handeln führte ihn in die Nähe Sartres und seines Existenzialismus. Es entstand «Der Mythos von Sisyphos» (1943), in dem Camus' Vorstellung vom «Menschen, der, in einer absurden Welt auf sich selbst zurückgeworfen, dennoch durchhalten müsse», philosophischen Ausdruck fand. Ohne einem leichtfertigen Optimismus nachzugeben, versuchte er, das Element totaler Negation im Existenzialismus zu überwinden; so wandte er sich mehr und mehr von Sartre ab. Schon sein berühmter Roman «Die Pest» (1947, rororo Nr. 15) zeigt einen deutlich konstruktiven Pessimismus, dem es um ethische Maßstäbe geht. Sein 1949 veröffentlichter großer Essay «Der Mensch in der Revolte», eine historische Analyse der Revolutionen, brachte ihn schließlich in schärfste Gegnerschaft zu Jean-Paul Sartre. Die 1956 erschienene Erzählung «La Chute» («Der Fall») und seine letzten Erzählungen «L'Exüe et le Royaume» (1957, «Das Exil und das Reich») zeigen Camus auf eigenem Weg zu einem nachchristlichen Selbstverständnis des Menschen, ein Weg, den er nicht mehr vollenden sollte. Auch in seinen Dramen «Das Mißverständnis» (1944), «Caligula» (1944), «Der Belagerungszustand» (1946), «Die Gerechten» und «Die Besessenen» (1959, nach Dostojewski) erfaßte Camus die widerspruchsvolle Absurdität des Daseins und suchte sie zu überwinden. Ein Band seiner wichtigsten Essays erschien im Rowohlt Verlag, der auch das übrige Werk des Autors herausbrachte, unter dem Titel «Fragen der Zeit».
Inhalt: Die hier vorliegende Erzählung entstand 1942. Das frühe Meisterwerk schildert in einer Sprache von kristallischer Härte und Klarheit die Geschichte eines jungen Franzosen, der unter der unerbittlichen Sonne Algiers bar aller Bindung ohne Liebe und Teilnahme gleichgültig dahinlebt, bis ihn ein lächerlicher Zufall zum Mörder macht. Im Scheitern seiner scheinbar absolut freien Existenz erfährt er, daß Leben Mitleben heißt. Schon in diesem Werk zeigt sieh Camus' geniale Gabe, mit einer äußerlich geringfügigen Fabel ein In-der-Welt-sein so zu umgreifen, daß das Einzelschicksal ins Symbolische erhöht wird.
Literatur über Camus: J. Lenz: Der moderne deutsche und französische Existentialismus, 1951; H. Ranke: A. C. in «Presse», Wien. 21. Jan. 1950; Germaine Brie: Albert Camus—Gestalt und Werk. (Rowohlt Verlag, 1960). In der Reihe «rowohlts monographiert» (Band 50) erschien im Dezember 1960 eine Darstellung des Dichters in Selbstzeugnissen und 70 Bilddokumenten dargestellt von Morvan Lebesque.