Autor Hasek, Jaroslav rororo #409-410
  Tschechoslowakei
Titel Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk I
  Osudy dobreho vojaka Svejka
Übersetzung Reiner, Grete
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 409-410
  Einband unter Verwendung einer Zeichnung von Josef Lada
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 12/1960
108. Tsd. 07/1965
 
380 Seiten
dt. Erstausgabe Prag: Agentur Dilia, 1928
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Der Schöpfer dieses verschmitzten Widerstandsbuches gegen jede kriegslüsterne Obrigkeit, das zu den großen Werken der Weltliteratur vom Range der «Don Quijote» und «Ulenspiegel» gerechnet werden muß, hat selbst als Offiziersbursche der k. u. k. Armee die «Freuden des Soldatenlebens» kennengelernt. Jaroslav Hasek, als Sohn eines Mathematiklehrers am 24. April 1883 in Trag geboren, starb 40jährig am 3. Januar 1923 in Lipnice/Tschechoslowakei. Er debütierte 1903 mit einem Gedicht-Band, mußte aber seinen Lebensunterhalt als Bankangestellter verdienen, ehe er als Verfasser zahlreicher, schließlich in 16 Bänden gesammelter, derb-heiterer Erzählungen bekannt wurde. In diesen satirischen Schwänken läßt er bereits häufig seinen späteren Titelhelden, den braven Schwejk, einen burlesk-komischen Hundehändler, Vertreter der niedersten Prager Volksschichten, auftreten, um ihn endlich zur zentralen Figur einer in den Jahren 1920-1923 erscheinenden, überaus populären Geschichtenfolge zu machen, die mit seinem Tode abbrach. Sie fand so begeisterte Leser, daß der tschechische Schriftsteller und Journalist Karel Vanek ihrem Drängen nachgebend, die Fortsetzungsfolge weiterführte, indem er die Abenteuer Schwejks in russischer Gefangenschaft schilderte. Er erreichte jedoch nicht Ursprünglichkeit und Rang des Originalwerks, das von der offiziellen tschechisclien Literaturkritik lange verkannt, unterdrückt oder gar gebrandmarkt wurde. Erst der überwältigende Erfolg der 1926 erscheinenden Buchausgabe, die sogleich in 18 Sprachen übersetzt, mehrmals dramatisiert und verfilmt wurde, errang dem Schwejk schließlich auch in seiner Heimat Anerkennung ah Meisterwerk volkssprachlicher Erzählkunst. In Deutschland wurde der dramatisierte Schwejk unter Piscators Regie mit dem unvergeßlichen Max Pallenberg zu einem der größten Bühnenerfolge der Vorhitler-Zeit; hieran anknüpfend übernahm Bert Brecht die Gestalt des Schwejk und ließ ihn als Anti-Hitlerhelden im Zweiten Weltkrieg auftreten.
Inhalt: Die hier mit den Originalillustrationen Josef Ladas vorliegende zweibändige Ausgabe enthält ungekürzt das gesamte von Hasek hinterlassene Werk. Schwejk führt hier als ein Sancho Pansa des Ersten Weltkrieges mit pfiffiger Hilflosigkeit, schlauer Dümmlichkeit seinen Privatkrieg gegen die Militärmaschinerie und wird mit der Anwendung von Idiotie als Raffinesse zum entwaffnenden Strategen. In einer bunten Folge zwerchfellerschütternder Begebnisse erfüllt Schwejk im Umgang mit seinen wechselnden, aber immer gleich beschränkten Vorgesetzten, sein Gehorsams-Soll in einem Ausmaß, das jeden Befehl ad absurdum führt und die total anerkannte Autorität in ihrer Lächerlichkeit enthüllt. So wurde der Schwejk schließlich zum übernationalen Schutzheiligen eines entschiedenen Pazifismus und Antimilitarismus und zum großen Lehrmeister im Kampf des verwalteten und vergewaltigten Individuums gegen jede diktatorische Bevormundung.