Autor Aymé, Marcel rororo #402
  Frankreich
Titel Die grüne Stute
  La jument verte
Übersetzung Widmer, Walter
Umschlaggestaltung Böttger, H. W.
rororo Taschenbuch Ausgabe 402
   
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 02/1961
105. Tsd. 05/1966
 
220 Seiten
dt. Erstausgabe Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1952
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Obwohl Marcel Ayme zu den originellsten Erzählern Frankreichs gehört, ist er in Deutschland doch nicht seinem Rang entsprechend bekannt. Seine Geschichten und Romane quellen über von einer drastischen Ra-belais'schen Fabulierlust und sprühen zugleich von einer grotesken Phantasie, die kühn mit der geläufigen Wirklichkeit spielt und sie satirisch verwandelt. Ayme wurde am 28. 3. 1902 als Sohn eines Schmieds in ]oigny/Burgund geboren. Er studierte zunächst Medizin, versuchte sich dann in den verschiedensten Berufen und fing erst nach einer schweren Krankheit an zu schreiben. Anfangs vom Jules-Romains-Kreis beeinflußt, entwickelte er sich bald zu einem witzigen und im Erotischen oft offenherzigen Spötter. Nach seinem Erstling «Brülebois», 1926, der den Pierre-Corrard-Preis erhielt, entstand eine ganze Reihe von Romanen und Erzählungen. In dem Novellenband «Le passe muraille», 1943, («Der Mann, der durch die Wand gehen konnte», rororo Nr. 339) bewährt Ayme aufs Ergötzlichste seine Meisterschaft, den heimlichen Wunschträumen und auch den von Staats wegen gewährten Angstträumen des modernen Menschen eine humoristisch-groteske, traumartig-unheimliche und immer poetische Gestalt zu geben. Die Titelgeschichte wurde mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt. In «La belle image» 194.9, («Der schöne Wahn») verwandelt sich das griesgrämige Alltagsgesicht eines Pariser Bürgers für Wochen in ein schönes Jünglingsantlitz und macht ihn zu einem Casanova, der freilich nur die eigene Frau verführt. Die Besatzungszeit des Zweiten Weltkrieges schildert der satirische Roman «Le chemin des ecoliers», 1946. «Le confort intellectuel», 1950, konfrontiert brave Bürgersleute mit der l'art-pour-l'art-Poesie. Weitere Geschichten sind in dem Band «Contes et Nouvelles», 1953, und in den entzückenden, für Kinder geschriebenen, mit dem Chantecler-Preis ausgezeichneten «Les contes du chat perche» gesammelt. Auch auf dem Theater war Ayme mit einigen Komödien erfolgreich, so mit «Lucienne und der Schlächter», «Der Herr von Clerembard», «Der Kopf der anderen» und «Vier Wahrheiten».
Inhalt: Das hier vorliegende Werk erschien zuerst 1923 unter dem Titel «La jument verte». Es ist eine mit gallischem Humor gewürzte Chronik vom Liebesleben eines Dorfes und von den wechselvollen politischen Händeln zweier Familien. Dieses Capriccio von schalkhafter Phantasie, erotischem Freimut und spöttisch-vergnüglicher Satire macht seinen Autor zum würdigen Nachfahren des großen Rabelais und des Balzac der «Trollatischen Geschichten». Was sich hier in der Gemeinde Claquebue an typisch französischer Geschlechts- und Vaterlandsliebe tut, lockt im Leser alle Spielarten des Lachens vom verständnisinnigen Schmunzeln bis zum dröhnenden Gelächter hervor. Auch dieses Werk Aymes wurde erfolgreich verfilmt.