Autor Colette, Sidonie-Gabrielle Claudine rororo #397
  Frankreich
Titel Claudine findet zu sich selbst
  La retraite sentimentale
Übersetzung Danneberg, Erika
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 397
  fünfter Band des "Claudine-Zyklus"
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 01/1961
45. Tsd. 1963
 
153 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg/Wien: Zsolnay, 1958
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Sidonie-Gabrielle Claudine Colette wurde als Tochter eines Offiziers am 28. Januar 1873 in St. Sauveur-en-Puisaye, Burgund, geboren. Als sie am 3. August 1954 verschied, trauerte die Welt um eine große Dichterin. Ein Herz, das Marcel Proust einst «das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur» genannt hatte, schlug nicht mehr. Ihre erste Ehe mit Henri Gautier-Villars, einem Musikkritiker, Impresario und Schriftsteller, führte sie zur Zeit der Toulouse-Lautrec, Debussy, der Sarah Bernhardt, des alternden Zola und des jungen Gide in' die Kreise der Pariser literarischen Avant-Garde. Gemeinsam mit ihrem Gatten schrieb sie unter dem Pseudonym Willy ihre ersten Bücher um Claudine, eine Mädchengestalt mit autobiographischen Zügen, die bald auch auf der Bühne Verkörperung fand. So wandte sie sich denn auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1906 dem Vaudeville zu, wurde Tänzerin und Schauspielerin und auf den Brettern des «Parisiana» wie denen der «Comedie Francaise» bald der erklärte Liebling der Pariser. Zwar schrieb sie nebenher weiterhin Romane, wie «L'Ingenue libertine», 1909 (Geträumte Sünden, rororo Nr. 273), aber erst 1912 führte ihre zweite Ehe mit Henri de Jouvenel, einem bedeutenden Publizisten, sie endgültig der Literatur und dem Journalismus zu. In dieser Zeit entstanden vor allem auch jene Romane, die sie rasch als eine der größten Stilkünstlerinnen Frankreichs weltberühmt machten, darunter die bekanntesten «L'Entrave», 1913 (Die Fessel, rororo Nr. 120), «Mitsou», 1916, «Cheri», 1929 (rororo Nr. 178), «Le Ble en herbe», 1923 (Erwachende Herzen, rororo Nr. 157), «La fin de Cheri», 1926 (Cheris Ende, rororo Nr. 229), «La seconde», 1929 (Die Andere, rororo Nr. 247), «Duo», 1934 (Duett, rororo Nr. 373) und der Erzählungsband «Gigi», 1945 (rororo Nr. 143). Ihr mehr als dreißig Bände umfassendes, vielfach auch mit Erfolg dramatisiertes und verfilmtes Werk wurzelt stark im Erlebten, in Erinnerungen an die ländliche Heimat wie etwa «La maison de Claudine», 1922, oder ihr Roman um ihre Mutter «Sido», 1930.
Inhalt: Dieses fünfte und letzte Werk der berühmten Roman-Reihe («Claudine erwacht», rororo Nr. 281, «Claudine in Paris», rororo Nr. 307, «Claudine in der Ehe», rororo Nr. 322, und «Claudine geht», rororo Nr. 348) erzählt das Ende von Claudines Ehe mit Renaud. Sie zieht sich auf den Landsitz Casamene in ein abgeschiedenes Reich ursprünglichen Lebens zurück, das sie an ihre Kindheit erinnert. Hier, zwischen Pflanzen und Tieren, findet sie jene glückliche Gelassenheit, die sie befähgt, lächelnd und ein wenig verächtlich denBeichten ihrer Freundin Annie über allzu viele, allzu leichte Amouren zuzuhören. Die Geschichte der nicht vollzogenen Liebe zwischen Annie und Renauds Sohn Marcel ist so keusch und zugleich hintergründig wie nur Colette sie zu schreiben verstand. Naive Sinnlichkeit und melancholische Leidenschaft, Pikanterie und Weisheit geben dem Buch einen besonderen Zauber.
Literatur über Colette: deutsch: W. Voigt: «Colettes Werk und Leben» (Diss. Jena 1935). In der Reihe «rowohlts monographien» (Band 11) erschien 1958 eine Darstellung der Dichterin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, zusammengestellt von Germaine Beaumont und Andre Parinaud.