Autor Conrad, Joseph rororo #394-395
  Polen
Titel Mit den Augen des Westens
  Under western eyes
Übersetzung Freissler, Ernst W.
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 394-395
   
Auflage(n) 1.-35. Tsd. 01/1961
 
367 Seiten
dt. Erstausgabe Frankfurt/Main: Fischer, 1913
|
Joseph Conrad alias Teodor Jozef Konrad Korzeniowski wurde am 3. Dezember 1857 in Bordiczew/Ukraine geboren. Nach schweren Jugenderlebnissen löste sich Conrad von Heimat, Volk und Muttersprache. Den Sohn landsässiger Grundherren drängte es zum Meere. Conrad begann 1874 in Marseille seine Laufbahn als Seemann. Mit zwanzig Jahren betrat er englischen Boden und befuhr von nun an zwölf Jahre lang auf englischen Schiffen die Meere des Fernen Ostens. Als Kapitän eines Flußdampfers an den Stanley-Fällen wurde er fieberkrank, die Anfangskapitel seines berühmten Erstlingsromans «Almayers Wahn» mit sich führend, zur Küste geschafft. Alle Versuche, die Gesundheit auf See wiederzufinden, blieben erfolglos. 1893, von seiner letzten Reise aus Australien zurückkehrend, legte er sein Erstlingswerk einem ihm unbekannten, literaturkundigen Passagier vor - John Galsworthy, dem die Welt viel verdankt. Von nun an schrieb der Nachfahre polnischer Freiheitskämpfer sein gewaltiges Lebenswerk, dem die Unsterblichkeit gewiß ist und das er einem harten, notvollen Leben abzwang, in englischer Sprache, die er bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr nicht beherrschte. Er wurde einer der hervorragendsten Stilisten und bahnbrechend für die moderne angelsächsische Romanform. In atmosphärisch erfüllten Landschaftsbildern ozeanischer Weite wie in der Verfolgung seltsamer Schicksale verbindet er höchst eigenartig den Realismus bitterer seemännischer Erfahrung mit der Romantik der Ferne. Zu seinen Hauptwerken zählen die See-Romane «Der Verdammte der Inseln» (1896), «Der Nigger vom Narzissus» (1897), «Lord Jim» (1900) und der in den Silberminen Mittelamerikas spielende «Nostromo» (1904). Zwei Bände großartiger Erzählungen, «Jugend» (1902) und «Taifun» (1903) - das Titelstück erschien als rororo Nr. 135 -, festigten seinen literarischen Ruf. Aber erst 1914 gewann sich der Dichter mit seinem Werk «Spiel des Zufalls» einen größeren Leserkreis, wiewohl er nie richtig volkstümlich wurde. In der «Schattenlinie» (1915) schildert er mit autobiographischen Zügen sein erstes Kommando als Kapitän eines Segelschiffes, dessen Mannschaft fieberkrank unter Deck liegt. Ab 1898 lebte Conrad zurückgezogen und fast kärglich, von Freunden unterstützt, bis ihm der schriftstellerische Erfolg, dessen Weg ihm Galsworthy ebnete, die Existenz sicherte, in Bishopsbourne, Kent, wo er am 3. August 1924 starb, der englischen Dichtung ein Erbe hinterlassend, wie es vor ihm, dem Polen, kaum ein Angelsachse seiner Heimat zu schenken vermochte.
Inhalt: In dem hier vorgelegten Werk führt uns der Meister der Seegeschichte aufs Festland. In einem an Dostojewski erinnernden Roman läßt er einen englischen Sprachlehrer die Geschichte Rasumoffs erzählen, eines Petersburger Studenten, der seinen früheren Studiengefährten, einen Revolutionär, an die Polizei verrät und dadurch zum Spitzel wird. Er wird nach Genf geschickt, um die Pläne umstürzlerischer Emigranten auszukundschaften. Dort gesteht er aus Liebe zu Natalie, der Schwester des Hingerichteten, freiwillig seinen Verrat, ein Geständnis, das ihn vernichtet.