Autor Jünger, Ernst rororo #385
  Deutschland
Titel Gläserne Bienen
   
   
Umschlaggestaltung Andersch, Martin
rororo Taschenbuch Ausgabe 385
   
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 11/1960
48. Tsd. 1963
 
145 Seiten
dt. Erstausgabe Stuttgart: Klett, 1957
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Ernst Jünger wurde 1895 als Sohn eines Apothekers in Heidelberg geboren. In Hannover wuchs er auf. Mit achtzehn Jahren entfloh er der Schule und ging zur Fremdenlegion. Später schilderte er diesen abenteuerlichen Ausbruch aus der bürgerlichen Ordnung in der Erzählung «Afrikanische Spiele» (1936). 1914 zog er freiwillig in den Krieg, wurde wiederholt schwer verwundet und erhielt als Leutnant den Orden Pour-le-merite. Das Erlebnis des Kampfes schlug sich in seinen Büchern «In Stahlgewittern» (1920) und «Der Kampf als inneres Erlebnis» (1922) nieder. Jünger gehörte bis 1923 der Reichswehr an, studierte dann bis 1925 in Leipzig und Neapel Zoologie und Philosophie. Bis heute ist er ein wählerischer Reisender geblieben, und seine Berichte und Essays, unerbittliche «Übungen im Sehen», gehören vom «Dalmatinischen Aufenthalt» (1932) bis zu den späten «Am Sarazenenturm» (1955), «San Pietro» und «Sepentara» (beide 1959) in ihrer lichten Transparenz und klaren Tiefenschärfe zu den schönsten Arbeiten des Autors. 1929 waren unter dem Titel «Das abenteuerliche Herz» tagebuchartige Aufzeichnungen erschienen, die sich mit den zwanziger Jahren auseinandersetzten. Die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wirken noch nach in der Studie «Die totale Mobilmachung» ,(1931) und in der symbolhaltigen Untersuchung «Der Arbeiter» (1932), einem Hauptwerk, in dem Jünger einen absoluten Staat heraufkommen sah und begrüßte. 1933 lehnte er die Wahl in die Deutsche Akademie der Dichtung ab, da er sich mit dem nationalsozialistischen Regime nicht befreunden mochte. Zeichen zunehmender Vereinsamung ist der Band «Blätter und Steine» (1934). 1939 erschien «Auf den Marmorklippen», eine Vision chaotischen Terrors, die als verhüllte Anklage des Nationalsozialismus in hohem Ansehen steht. Eine Wendung zu den schöpferischen, formbildenden Kräften abendländischer Kultur zeigen dann das von den Nazis verpönte Tagebuch «Gärten und Straßen» (1942) und die 1944 geheim kursierende Schrift «Der Friede». 1949 erregten die «Strahlungen», ein autobiographisches Dokument über den Zweiten Weltkrieg, weithin Aufsehen. Dieses Werk wurde 1958 durch den Band «Jahre der Okkupation» ergänzt. Weitere wichtige Bemühungen Jüngers, die Epoche geistig zu durchdringen und sie zu diagnostizieren, sind seine Schriften «Über die Linie» (1950) «Der Waldgang» (1951), «Der gordische Knoten» (1953) und «Das Sanduhrbuch» (1954). Sie kennzeichnen ihn als einen Schriftsteller, der konservativen Ordnungen in einer veränderten Welt neuen Wert zu geben versucht.
Inhalt: Mit den «Marmorklippen» (1939), «Heliopolis» (1949) und dem «Besuch auf Godenholm» (1952) zählt das hier vorliegende Buch zu den wenigen erzählerischen Werken des Autors. Der Held der Geschichte, ein ehemaliger Rittmeister, der in der Armee des Kaiserreichs erzogen wurde, erlebt den Zusammenbruch dieser Welt; er gerät in die Epoche des permanenten Bürgerkriegs und schließlich in die Arbeitswelt der totalen Automation. Zum Brotberuf gezwungen, wird er von einem mächtigen Wirtschaftsführer getestet, besteht aber die Prüfung nicht, da er einen bienenhaften Mikro-Roboter, der ihn umkreist, abwehrend zertrümmert. Die Auseinandersetzung des Individuums mit jener neuen, inhumanen Ordnung stößt über die kühle Diagnose hinaus zu einem visionär deutenden Entwurf der Welt von morgen vor.