John Dos Passos gehört neben William Faulkner, Ernest Hemingway und John Steinbeck zu den Begründern des modernen amerikanischen Romans. Er wurde 1896 als Sohn eines begüterten Rechtsanwalts portugiesischer Abkunft in Chicago geboren. Nach Jugendjahren in Mexiko und Westeuropa besuchte er in England die Schule und studierte schließlich in den Jahren 1912-1916 an der Harvard Universität. Mit der Absicht, Architekt zu werden, ging er nach Spanien, aber der Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab seinem Leben eine andere Wendung. Die als Sanitäter empfangenen unmittelbaren Eindrücke von den Schlachtfeldern machten ihn zum entschiedenen Pazifisten: «Feuertaufe eines Mannes 1917» (1919). Kämpferisch gegen jegliche Unterdrückung des Individuums durch die kapitalistische Gesellschaft wirkend, trat Dos Passos 1926 der stark links gerichteten Zeitschrift «New Masses» bei. 1928 besuchte er die Sowjetunion, bekannte sich aber schließlich in einer Studie ausdrücklich zur demokratischen Tradition Amerikas. So sehr seine dichterische Produktion auch von politischer Überzeugung mitbestimmt wurde, unterwarf sie sich doch nie einem ideologischen Diktat. Vielmehr schuf Dos Passos sich die selbstständige Form, den Konflikt zwischen Ich und Gesellschaft künstlerisch zu manifestieren: in einer vom Film herrührenden Technik kontrastierenden Nebeneinanders und der Zeitbildmontage, die seine Hauptwerke literarisch-revolutionär machte. Sie gewann ihm für das erste Werk dieser Art «Manhattan Transfer» (1925), in dem er die Weltstadt New York zur Hauptfigur eines Romans machte, weltweite Anerkennung und ist auch charakteristisch für die darauffolgende mächtige Romantrilogie «USA» mit den Bänden «Der 42. Breitengrad» (1930), «Auf den Trümmern» (1931) und «Die Hochfinanz» (1936). Dieses große Epos umgreift alle Gesellschaftsschichten und den gesamten Kontinent und soll «die nackte Wahrheit über die typische amerikanische Lebensführung in ihrer Hohlheit und. in ihrem Verfall während eines zusammenbrechenden Zeitalters» enthüllen.
Inhalt: Der hier in neu durchgesehener Übertragung erstmals ungekürzt wieder vorgelegte Roman «Drei Soldaten» erschien bereits 1921 als zweites, reiferes Kriegsbuch des Autors, hat aber bis in unsere Zeit unverkennbar Einfluß auch noch auf Autoren wie Norman Mailer und James Jones ausgeübt. Es gilt heute als der erste bedeutende amerikanische Kriegsroman der Moderne. In dieser Odyssee dreier Soldaten sehr verschiedenen Charakters von der Einschiffung nach Frankreich bis zum Waffenstillstand schwingen die Kriegserlebnisse des Dichters mit. Jeder der drei Soldaten hat einen eigenen Weg zu gehen und ein eigenes Schicksal zu bestehen. Dos Passos läßt sie an der Erkenntnis der Sinnlosigkeit ihrer Anstrengungen scheitern und desillusioniert ihre Vorstellung von Ehre und Heldentum. Das Buch ist eine vernichtende Anklage gegen Militarismus und den Krieg.
Literatur: W.Neuse: Die literarische Entwicklung von J. Dos Passos, 1913; W. Geißler: Das Bild Amerikas in den Romanen von J. Dos Passos, Diss. Wien 1950. |
