Autor Nabokov, Vladimir rororo #353
  Russland
Titel König, Dame, Bube
  Korol, dama, valet
Übersetzung Vegesack, Siegfried von
Umschlaggestaltung Rebhuhn, Werner
rororo Taschenbuch Ausgabe 353
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 11/1959
68. Tsd. 1965
 
177 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1959
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Vladimir Nabokov, der mit seinem neuesten Roman «Lolita» in der ganzen literarischen Welt Aufsehen erregte, entstammt einer alten vornehmen russischen Familie. Er wurde 1899 in St. Petersburg geboren. Seine Kindheit verlebte Nabokov auf dem nahen Landgut und in den Hotels von Paris, Biarritz und der Riviera. Wie seine Brüder und Schwestern wurde er von englischen und französischen Gouvernanten erzogen. Mit 17 Jahren erbte er ein großes Gut und ein Millionenvermögen, doch sein Interesse galt der Poesie und den Schmetterlingen, dem Tennisspielen und einem jungen Mädchen namens Tamara. Auch nach der Oktober-Revolution änderte sich nichts an dem Lebensstil der Familie Nabokov; der Vater wurde Mitglied der Kerensky-Regierung. Nach der Machtergreifung durch die Bolschewiki floh die Familie ins Ausland. Nun führte Nabokov das mühevolle, unstete Leben eines russischen Emigranten. Ein Stipendium ermöglichte ihm den Besuch der Universität Cambridge, wo er russische Sp rache und Literatur studierte und 1922 promovierte. In den folgenden Jahren verdiente er seinen Lebensunterhalt als Tennislehrer für wohlhabende Deutsche und als Übersetzer. Doch daneben schrieb er. Seine ersten Werke wurden in Deutschland veröffentlicht, Übersetzungen erschienen in Frankreich, Schweden, Italien, der Tschechoslowakei, Spanien und England. Alle frühen Werke, acht Romane, sind in russischer Sprache verfaßt. Anläßlich einer Gastvorlesung an der Stanford Universität kam Nabokov im Mai 1940 nach den USA, wo er seit dieser Zeit lebt (er wurde 1945 amerikanischer Staatsbürger). Nabokov gilt in Fachkreisen als höchste Autorität für die blauen Schmetterlinge der Rocky Mountains. Das Harvard Museum war auf seine Arbeiten als Amateur-Lepidopterist in Europa aufmerksam geworden und erteilte ihm den Auftrag, einige seiner Sammlungen neu zu ordnen. Später erhielt Nabokov einen Lehrstuhl für europäische Literatur an der Cornell Universität. 1943 und 1952 bekam er den Guggenheim Fellowship Award, 1951 wurde er mit einem Preis der Amerikanischen Akademie für Kunst und Literatur ausgezeichnet. Seit seiner Übersiedlung nach den USA schreibt er in englischer Sprache. Zeitschriften wie «The New Yorker», «Partisan Review», «Atlantic Monthly' und «Harper's Magazine» veröffentlichen laufend Kurzgeschichten und Essays aus seiner Feder. Die beiden Romane «The Real Life of Sebastian Knight» und «Pnin» verschafften ihm Achtung und Anerkennung. Außerdem ist Nabokov als Übersetzer aus dem Russischen tätig.
Inhalt: Das vorliegende Buch gehört zu den noch in russischer Sprache geschriebenen Werken des Autors. Franz, ein junger Mann aus der Provinz, reist in die Hauptstadt und wird Verkäufer im Warenhaus seines Onkels Drayer. Bald bahnt sich ein Verhältnis mit dessen unerfüllter, machtlüsterner Frau Marta an und führt so weit, daß sie und der von ihr beherrschte Franz detaillierte Pläne entwerfen, um sich Drayers durch einen möglichst perfekten Mord zu entledigen. Marta will sich nicht scheiden lassen, um das Vermögen ihres Mannes nicht zu verlieren. Unentschlossenheit und Geldgier verhindern jedoch den Anschlag. Erst als Marta einer Lungenentzündung erliegt, die sie sich bei dem schließlich doch verschobenen Mordversuch zuzieht, wird Franz klar, welch eine trostlose Zukunft ihn an der Seite dieser Frau erwartet hätte. Drayer, das Opfer, ahnt von all dem nichts. Die ironische Durchleuchtung der Charaktere zeigt Nabokov bereits als einen Meister jener delikaten Psychologie, die seine späteren Arbeiten aus zeichnet.