Autor Aymé, Marcel rororo #339
  Frankreich
Titel Der Mann, der durch die Wand gehen konnte
  Le passe muraille
Übersetzung Fuchs, Hildegard
Grohmann, Gertrud
Umschlaggestaltung Schaefer-Ast, Albert
rororo Taschenbuch Ausgabe 339
   
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 12/1959
48. Tsd. 1962
 
155 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1948
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Obwohl Marcel Aymé zu den originellsten Erzählern Frankreichs gehört, ist er in Deutschland doch nicht seinem Rang entsprechend bekannt. Seine Geschichten und Romane quellen über von einer drastischen, Rabelais'sehen Fabulierlust und sprühen zugleich von einer grotesken Phantasie, die kühn mit der geläufigen Wirklichkeit spielt und sie satirisch verwandelt. Aymé wurde 1902 als Sohn eines Schmieds in Joigny/Burgund geboren. Er studierte zunächst Medizin,versuchte sich dann in den verschiedensten Berufen und fing erst nach einer schweren Krankheit an zu schreiben. Anfangs vom Jules-Romains-Kreis beeinflußt, entwickelte er sich bald zu einem witzigen und im Erotischen oft offenherzigen Spötter. Nach seinem Erstling «Brüle-bois», 1926, der den Pierre-Corrard-Preis erhielt, entstand eine ganze Reihe von Erzählungen und Romanen, so «Les jumeaux du diable», 1928, und «La rue sans nom», 1930. «La jument verte», 1933, (Die grüne Stute*) ist eine mit gallischem Humor gewürzte Chronik vom Liebesleben auf dem Dorfe und vom politischen Machtkampf zweier Familien. In «La belle image» (Der schöne Wahn) verwandelt sich das griesgrämige Alltagsgesicht eines Pariser Bürgers für Wochen in ein schönes Jünglingsantlitz und macht ihn zu einem Casanova, der freilich nur die eigene Frau verführt. Aymé hat in seinen brillant komponierten Geschichten häufig die Wunschträume der Menschen mit liebenswürdigem und bissigem Spott persifliert. Die Geschichten sind in dem Band «Contes et Nouvelles», 1953, und in den entzückenden, für Kinder geschriebenen, mit dem Chantecler-Preis ausgezeichneten «Les contes du chat perchi» gesammelt. Die Besatzungszeit des zweiten Weltkrieges schildert der satirische Roman «Le chemin des icoliers», 1946. «Le confort intellectuel», 1950, konfrontiert brave Bürgersleute mit der l'art-pour-l'art-Poesie. Auch auf dem Theater war Aymé mit einigen Komödien erfolgreich, so mit «Lucienne und der Schlächter», «Der Herr von Clerembard», «Der Kopf der anderen» und «Vier Wahrheiten».
Inhalt: In dem hier wieder vorgelegten Novellenband, der zuerst 1943 unter dem Titel «Le passe-muraille» veröffentlicht wurde, bewährt Aymé seine Meisterschaft, den heimlichen Wunschträumen des modernen Menschen wie auch seinen von Staats wegen genährten Angstträumen eine humoristisch-groteske, traumartig-unheimliche und immer poetische Gestalt zu geben. So sieht sich ein kleiner Beamter plötzlich imstande, buchstäblich durch die Wände zu gehen. Gerichtsvollzieher pfänden Ehefrauen, Steuereinnehmer werden zu frommen Mildtätern. Eine verführerische Sabine ist durch Zauber eine allgegenwärtige Buhlerin. Die Lebenszeit wird rationiert und auf Karten zugeteilt. Mit all dem übermütigen und gescheiten Schabernack dieser Pariser Fabeln bietet Aymé uns die tiefsinnigen und spielerischen Erfindungen eines bezaubernd satirischen Geistes dar. Die Titelgeschichte wurde mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt. Weitere Hauptwerke: «Maison Basse», 1933; «Derriere chez Martin», 1939, und «Le vin de Paris», 1947. * Erscheint 1960 als rororo Taschenbuch