Autor Fallada, Hans rororo #333
  Deutschland
Titel Der Trinker
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 333
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 11/1959
103. Tsd. 1965
 
211 Seiten
dt. Erstausgabe private Rechte, 1950
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   Hans Fallada, der volkstümlichste deutsche Erzähler und Chronist der wechselvollen Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg, wurde am 21. Juli 1893 in der kleinen Universitätsstadt Greifswald als ältester Sohn eines Landrichters und späteren Reichsgerichtsrates geboren. Nach humanistischer Vorbildung übte er lange Jahre hindurch die verschiedensten Berufe aus. Zwischen 1919 und 1920 schrieb er zwei heute vergessene expressionistische Romane. Dann schwieg er ein Jahrzehnt. 1931 erschien sein erster erfolgreicher Roman: "Bauern, Bonzen und Bomben", eine zeitnahe Darstellung Deutschlands um 1930, angeregt durch seine Teilnahme als Berichterstatter am Landvolkprozeß in Neumünster 1929. Schließlich machte ihn sein 1932 erschienener Arbeitslosenroman "Kleiner Mann - was nun?" (rororo Nr. 1), der in zwanzig Sprachen übersetzt und zweimal verfilmt wurde, weltberühmt. Fallada hatte hier mit wunderbarer Wärme und Zartheit eine Ehe unter kleinen Leuten beschrieben, die sich durch die Nachkriegs- und Notjahre in Liebe und Leid bewahrt. 1934 folgten der Gefängnisroman "Wer einmal aus dem Blechnapf frißt" (rororo Nr. 55) und das bäuerliche Lebensbild von hamsunscher Problematik "Wir hatten mal ein Kind". In den Folgejahren wurde der Dichter wegen seiner scharfen Zeit- und Sozialkritik auf das stärkste angegriffen und wich der Problematik des sozialen Realismus vorübergehend aus. In dieser Zeit entstanden Bücher wie das hoff-manneske Märchen "Vom Stadtschreiber, der aufs Land flog" (1935), die ländliche Idylle "Altes Herz geht auf die Reise" (1936) und ähnliche. Erst mit den beiden Romanen "Wolf unter Wölfen" (1937) (rororo Nr. 67/68), einer dämonischen Schilderung der Inflationszeit, und "Der Eiserne Gustav" (1938), einer ebenso lebensnahen Gestaltung der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, wandte sich Fallada wieder dem kritischen Zeitroman zu und setzte sich damit erneut gefährlichen Angriffen aus. So ließ er denn wieder anspruchslosere Bücher folgen, wie die Geschichte einer ausgeschlagenen Millionenerbschaft "Kleiner Mann - großer Mann, alles vertauscht" (1939) oder den Ehe-Roman "Der ungeliebte Mann" (1940). Fallada flüchtete sich schließlich aus Berlin auf ein ländliches Besitztum in Mecklenburg und aus der quälenden Gegenwart in die eigene Vergangenheit. Dieser Rückschau verdanken wir die unter dem Titel "Damals bei uns daheim" (rororo Nr. 136) berühmt gewordenen Jugenderinnerungen des Autors und den Einblick in seine private Welt "Heute bei uns zu Haus" (rororo Nr. 232).
Inhalt: Das vorliegende Werk gehört wie "Der Alpdruck" (1947) und "Jeder stirbt für sich allein" (1949) zu den posthumen Erfolgen des Autors, der in Berlin am 6. Februar 1947 überraschend starb. "Der Trinker" ist Falladas letztes Buch. Mit besessener Erzählkunst führt er uns in die Welt der Abseitigen, in die der Unheld, ein Mann aus kleinbürgerlichem Milieu, unaufhaltsam gerät. Er kann nicht von dem Laster lassen, das ihm Verwüstung seines Daseins und die Fata Morgana des Rausches bringt. Ungeschminkt realistisch und mit großer Einsicht in die psychologischen Abgründe hat Fallada diesen Außenseiter und Verlorenen geschildert und ein Gegenstück zu Dostojewskis "Spieler" geschaffen.
Literatur über Fallada: V. W.: Zum Tode Hans Falladas in "Nationalzeitung" Nr. 67, Basel 1947; J. R. Becher: Hans Fallada, in "Der Aufbau" 3, 1947.