Autor Colette, Sidonie-Gabrielle Claudine rororo #322
  Frankreich
Titel Claudine in der Ehe
  Claudine en menage
Übersetzung Winiewicz, Lida
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 322
  dritter Band des "Claudine-Zyklus"
Auflage(n) 1.-40. Tsd. 08/1959
75. Tsd. 1963
 
145 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1927
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Sidonie-Gabrielle Claudine Colette wurde als Tochter eines Offiziers am 28. Januar 1873 in St. Sauveur-en-Puisaye, Burgund, geboren. Als sie am 3. August 1954 verschied, trauerte die Welt um eine große Dichterin. Mit ihrem Tode hatte - wie Marcel Proust es früh formulierte - «das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur» zu schlagen aufgehört. Ihre erste Ehe mit Henri GautierVillars, einem Musikkritiker, Impresario und Schriftsteller, führte sie zur Zeit der Toulouse-Lautrec, Debussy, der Sarah Bernhardt, des alternden Zola und des jungen Gide in die Kreise der Pariser literarischen Avant-Garde. Gemeinsam mit ihrem Gatten schrieb sie unter dem Pseudonym Willy ihre ersten Bücher um Claudine, eine Mädchengestalt mit autobiographischen Zügen, die bald auch auf der Bühne Verkörperung fand. So wandte sie sich denn auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1906 dem Vaudeville zu, wurde Tänzerin und Schauspielerin und auf den Brettern des «Parisiana» wie denen der «Comedie Francaise» bald der erklärte Liebling der Pariser. Zwar schrieb sie nebenher weiterhin Romane, wie «Geträumte Sünden» (L'Ingenue libertine, 1909), (rororo Nr. 273), aber erst 1912 führte ihre zweite Ehe, mit Henri de Jouvenel, einem bedeutenden Publizisten, sie endgültig der Literatur und dem Journalismus zu. In dieser Zeit entstanden vor allem auch jene Romane, die sie rasch als eine der größten Stilkünstlerinnen Frankreichs weltberühmt machten, darunter die bekanntesten «Die Fessel» (L'Entrave, 1913), (rororo Nr. 120), «Mitsou» (1916), «Cheri» (1920), (rororo Nr. 178), «Erwachende Herzen» (Le ble en herbe, 1923), (rororo Nr. 157), «Cheris Ende» (La fin de Cheri, 1926), (rororo Nr. 229), «Die Andere» (La seconde, 1929), (rororo Nr. 247) und der Erzählungsband «Gigi» (1945), (rororo Nr. 143). Ihr mehr als dreißig Bände umfassendes, vielfach auch mit Erfolg dramatisiertes und verfilmtes Werk wurzelt stark im Erlebten, in Erinnerungen an die ländliche Heimat wie etwa «La maison de Claudine» (1922) oder ihr Roman um ihre Mutter «Sido» (1930).
Inhalt: Das vorliegende Werk setzt die berühmte Roman-Reihe fort, die mit «Claudine erwacht» (rororo Nr. 281) und «Claudine in Paris» (rororo Nr. 307) begann. Claudine hat den alternden, selbstgefälligen Lebemann Renaud geheiratet. Sie liebt ihn zwar; aber obgleich er ihr Entzückungen bereitet, die ihr bis dahin unbekannt waren, bleibt er ihr fremd: ein Mensch, der so anders, so lasterhaft empfindet, daß sie ihm immer mehr entgleitet. Sie sucht auf dem Lande, in den Bezirken ihrer Kindheit, Trost für ihre enttäuschte Zärtlichkeit. Sie findet eine Freundin, Rezi, der sie abwartend zugetan ist und die sich doch bald als ebenso lasterhaft erweist wie ihr Mann. Es kommt zum Konflikt, zum Bruch. Claudine lehnt den Kompromiß ab, den man ihr zumutet. Das Werk beglückt durch jenen unverkennbaren, knappen und aufrichtigen Stil, mit dem Colette die heikelsten, sublimsten und intimsten Empfindungen und Situationen festzuhalten und darzustellen wußte.
Literatur über Colette: deutsch: W. Voigt: Colettes Werk und Leben. (Diss. Jena 1935); In der Reihe «rowohlts monographien» (Band 11) erschien 1958 eine Darstellung der Dichterin. in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, zusammengestellt von Germaine Beaumont und Andre Parinaud.