Autor Beckett, Samuel rororo #311
  USA | Nobelpreis 1969
Titel Murphy
  Murphy
Übersetzung Tophoven, Elmar
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 311
   
Auflage(n) 1.-40. Tsd. 06/1959
93. Tsd. 1970
 
160 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1959 (dt. EA)
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Samuel Beckett, dessen eigenwilliges und tiefsinniges Theaterstück «Warten auf Godot» seinen Namen auch in Deutschland bekannt machte, wurde 1906 in Dublin geboren. Hier wuchs er auf und studierte am Trinity-College Französisch und Italienisch. 1927 promovierte er. Die folgenden drei Jahre arbeitete er als Lektor für Englisch an der Ecole Normale Supérieur in Paris. Dort war er Sartres Kollege. In dieser Zeit gewann er mit seinem ersten Gedichtband «Whoroscope» einen Lyrikpreis. 1931 kehrte er nach Irland zurück und machte seinen Master of Arts. 1932 gab er den Lehrberuf auf, lebte in England, Deutschland und Frankreich und ließ sich 1937 in Paris nieder. In den Jahren davor hat er unter anderem einen glänzenden Essay über Marcel Proust geschrieben; er hatte mit James Joyce korrespondiert und war sein Sekretär, Joyce hat ihn entscheidend beeinflußt. In seiner Wahlheimat Frankreich entstanden die beiden Romane «Murphy» (1938) und «Watt», für lange Zeit die letzten Werke in seiner Muttersprache. Von nun an schrieb Beckett französisch. Er blieb auch während des Krieges in Frankreich. 1945 arbeitete er im Irischen Rote-Kreuz-Hospital auf St. Lô und wurde für seine Dienste dekoriert. 1947, wieder in Paris, begann er eine große Roman-Trilogie, deren einzelne Bände «Molloy», «Malone Meurt» (1951), «L'innommable» (1953) erschienen. 1952 war jene «Tragikomödie», «En Attendant Godot» die Theatersensation von Paris. Kein Geringerer als der bedeutende Dramatiker Jean Anouilh sprach von einem Meisterwerk und verglich das Ereignis mit der ersten Pirandello-Aufführung Anfang der dreißiger Jahre. Beckett hat einen Stil geschaffen, der ihm erlaubt, die geheimen Vorgänge im Denken und Fühlen des modernen Menschen schmerzhaft Mar und durchdringend ans Licht zu bringen. Er ist kein Gesellschaftskritiker. Äußere Zustände berühren ihn nicht. Ihn interessieren die Probleme des einsamen, sich selbst ausgelieferten Ich. Jenseits des Nihilismus, aber auch jenseits logischer Oberflächenzusammenhänge beschwört seine dunkle, schwebende und seltsam humoristische Symbolsprache das Elend und die Hilflosigkeit menschlichen Strebens, den Schrecken des Nichts. Seine oft an Leih oder Seele verkrüppelten Gestalten lassen die Unfähigkeit des Menschen erkennen, ohne Sinn auszukommen. In Becketts Werk sucht die Sprache unter dem Lärm der Phrase das Schweigen, aus dem sie entstand. «Der Klang seiner Stimme in unseren Ohren», sagt der französische Kritiker Maurice Nadeau, «ist unsere eigene endlich wiedergefundene Stimme.» 1957 schrieb Beckett, wieder auf englisch, für BBC das Hörspiel «All That Fall» («Alle, die da fallen»), 1958 in französisch das Spiel «Fin de Partie» («Endspiel»), dem im gleichen Jahr das dramatische Werk der Einakter «Krapp''s Last Tape» («Das letzte Band») folgte.
Inhalt: Das hier vorgelegte frühe Werk enthält bereits die ganze Thematik Samuel Becketts. Äußerlich geschieht wenig: Ein junger Ire, der in London lebt, tut sich mit einem Straßenmädchen zusammen, verläßt es schließlich und nimmt einen Job in einer Anstalt für Geistes- gestörte an. Hier kommt er bei einem Brand um. Was den Leser aber beteiligt und erregt, ist der sich offenbarende Geist des Autors, der auf verschlungenen und skurrilen Pfaden um das Geheimnis der eigenen Identität kreist.