Evelyn Waugh, in Deutschland vor allem bekannt durch seinen Konvertiten-Roman «Wiedersehen mit Brideshead» und die Satire «Tod in Hollywood», trat wie Graham Greene zur katholischen Kirche über und zählt neben diesem zu den bedeutendsten Erscheinungen der modernen englischen Dichtung. Er ist als Sohn eines bekannten Literaturkritikers und Verlegers 1903 in London geboren. Nach Studien in Oxford fühlt er sich zunächst zur Malerei hingezogen, besucht die Londoner Kunstakademie und schreibt eine kritische Biographie über den englischen Maler-Dichter Dante Gabriel Rosetti. Mit 25 Jahren veröffentlicht er seinen ersten Roman «Decline and Fall», der eine Reihe grotesk-makabrer, gesellschaftskritischer Werke und eine jugendlich-extravagante Periode des Dichters eröffnet. Die englische Literaturkritik rückt ihn damit in die Nähe Aldous Huxleys. Zwischendurch führen Waugh immer wieder ausgedehnte Reisen fast durch die ganze Welt. Sie finden ihren Niederschlag in mehreren Büchern, von denen in Deutschland der Band «Als das Reisen noch schön war» erschien. Innere Erlebnisse und kritische Erkenntnis führten den Dichter schließlich zum Katholizismus. Von nun an paaren sich in seinen Büchern geistreicher Witz und beißende Satire mit moralischreligiösen Tendenzen und geben ihnen eine einzigartige Prägung.
Inhalt: Wie sein Roman «A Handful of Dust» (1934), («Eine Handvoll Staub», rororo Nr. 32) deutet auch die hier vorliegende,, vier Jahre früher entstandene Satire «Vile Bodies» schon im Titel die Fragwürdigkeit menschlicher Existenz an. Waugh nimmt sich darin die sogenannte gute Gesellschaft, die Society Londons vor. In einer makabren Welt betäubender Räusche, exzentrischer Parties und zynischer Genußsucht führt er Exkönige, Lords, abgedankte Militärs, Politiker, Künstler, Geschäftshyänen, Skandalreporter und deren Damen zu einem unwiderstehlich komischen und zugleich tragischen Tanz in den Abgrund an. Inmitten dieser wilden Burleske läßt er ein unentschlossenes Liebespaar, Adam und Nina, sich immer wieder ver- und entloben und verschränkt so die groteske Vertrottelung der älteren «Elite» mit der leeren Rastlosigkeit der jüngeren Generation zu einem überwältigend lächerlichen Bilde der Zeit. Der Kritiker Waugh gibt keine gefälligen Lösungen in die Hand. Er stellt mit überscharfer Feder dar, was ist, und überläßt es dem Leser, weiterzudenken und die Schlüsse zu ziehen, die eine Änderung bewirken können. |
