Autor Colette, Sidonie-Gabrielle Claudine rororo #307
  Frankreich
Titel Claudine in Paris
  Claudine á Paris
Übersetzung Winiewicz, Lida
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 307
  zweiter Band des "Claudine-Zyklus"
Auflage(n) 1.-40. Tsd. 05/1959
75. Tsd. 1962
 
  Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay
|
Sidonie-Gabrielle Claudine Colette wurde als Tochter eines Offiziers am 28. Januar 1873 in St. Sauveur-en-Puisaye, Burgund, geboren. Als sie am 3. August 1954 verschied, trauerte die Welt um eine große Dichterin. Mit ihrem Tode hatte - wie Marcel Proust es früh formulierte - «das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur» zu schlagen aufgehört. Ihre erste Ehe mit Henri Gautier-Villars, einem Musikkritiker, Impresario und Schriftsteller, führte sie zur Zeit der ToulouseLautrec, Debussy, der Sarah Bernhardt, des alternden Zola und des jungen Gide in die Kreise der Pariser literarischen Avant-Garde. Gemeinsam mit ihrem Gatten schrieb sie unter dem Pseudonym Willy ihre ersten Bücher um Claudine, eine Mädchengestalt mit autobiographischen Zügen, die bald auch auf der Bühne Verkörperung fand. So wandte sie sich denn auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1906 dem Vaudeville zu, wurde Tänzerin und Schauspielerin und auf den Brettern des «Parisiana» wie denen der «Comedie Francaise» bald der erklärte Liebling der Pariser. Zwar schrieb sie nebenher weiterhin Romane, wie «Geträumte Sünden» (L'Ingenue libertine, 1909), (rororo Nr. 273), aber erst 1912 führte ihre zweite Ehe, mit Henri de Jouvenel, einem bedeutenden Publizisten, sie endgültig der Literatur und dem Journalismus zu. In dieser Zeit entstanden vor allem auch jene Romane, die sie rasch als eine der größten Stilkünstlerinnen Frankreichs weltberühmt machten, darunter die bekanntesten «Die Fessel» (L'Entrave, 1913), (rororo Nr. 120), «Mitsou» (1916), «Cheri» (1920), (rororo Nr. 178), «Erwachende Herzen» (Le ble en herbe, 1923), (rororo Nr. 157), «Cheris Ende» (La fin de Cheri, 1926), (rororo Nr. 229), «Die Andere» (La seconde, 1929), (rororo Nr. 247) und der Erzählungsband «Gigi» (1945), (rororo Nr. 143). Ihr mehr als dreißig Bände umfassendes, vielfach auch mit Erfolg dramatisiertes und verfilmtes Werk wurzelt stark im Erlebten, in Erinnerungen an die ländliche Heimat wie etwa «La maison de Claudine» (1922) oder ihr Roman um ihre Mutter «Sido» (1930). Reminiszenzen an ihre Bühnenlaufbahn finden sich in «La vagabonde» (1910) und «L'envers du MusicHall» (Wir Komödianten vom Variete, 1913).
Inhalt: Das vorliegende Werk setzt die berühmte «Claudine»Reihe fort, die mit «Claudine erwacht» (rororo Nr. 281) begann. Das junge, wache und lebensneugierige Mädchen vom Lande erwartet und ersehnt ungeduldig die noch fremden und seiner frühreifen Sensibilität doch schon bekannten Geheimnisse, die die Weltstadt Paris bereit hält. Zugleich aber fällt es Claudine schwer, in den neuen Verhältnissen heimisch zu werden. Während sie noch zurückdenkt, bereitet sich ihr Wesen auf die geahnten Entzückungen der Liebe vor. Schwärmerisch bahnt sie riskante Erlebnisse an, kostet literarisch genährte Träume aus, stellt Jünglinge auf die Probe und gewinnt endlich mit unbeirrbarer, halb bewußter, halb unbewußter weiblicher Strategie den Mann, den sie liebt: den kundigen, silberschläfigen Frauenfreund Renaud. Schon in diesem frühen Werk der Colette schwingt jener erregende Ton zwischen Freimut und Diskretion, den sie so unnachahmlich genau zu treffen wußte.
Literatur über Colette: deutsch: W. Voigt: Colettes Werk und Leben. (Diss. Jena 1935); In der Reihe «rowohlts monographien» (Band 11) erschien 1958 eine Darstellung der Dichterin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, zusammengestellt von Germaine Beaumont und Andre Parina.