Autor Thomas, Dylan rororo #291
  Großbritannien
Titel Unter dem Milchwald
  Under milk wood
Übersetzung Fried, Erich
Becker, Reinhard Paul
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 291
   
Auflage(n) 1.-38. Tsd. 11/1958
 
145 Seiten
dt. Erstausgabe Heidelberg: Drei Brücken, 1954
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Als Dylan Thomas 1952, ein Jahr vor seinem Tod, den Band «Collected Poems» veröffentlichte, feierte die Kritik den Autor als einen neuen Villon, einen dämonischen Vagabunden, einen Heiligen, ein Genie, in dessen Lyrik noch einmal das alte Waliser Bardentum aufgeblüht sei. Das Werk keines anderen Lyrikers seiner Generation trägt so sichtbar das Signum ungestümer, überquellender und dennoch gebändigter Schöpferkraft. Die kühne Schönheit seiner Metaphern, die unauslotbare Klarheit seiner Symbole, der mächtige Strom seiner Visionen und die Magie seiner rhythmisch flutenden Sprache ließen ihn schon früh als einen Dichter erkennen, «der alle Anzeichen der Größe besitzt» (Edith Sitwell).
Thomas wurde am 27. 10. 1914 als Sohn eines Lehrers in Swansea (Wales) geboren. Bereits mit neunzehn fahren gewann er ein Lyrik-Preisausschreiben. Statt zu studieren, begann er das Leben eines «monogamen Bohemiens», schrieb aber auch für Presse und Rundfunk. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Dokumentarfilm-Autor für das englische Informationsministerium. Obwohl ihn die Großstadt London immer wieder anzog, lebte er mit seiner Familie vorwiegend in einem walisischen Fischerdorf. Er starb während einer Vortragsreise durch Amerika in New York an einer Gehirnerkrankung. Als Zwanzigjähriger hatte er mit genialisch bewegten, freudianisch getönten Gedichten («Eighteen Poems») aufhorchen lassen. 1936 folgten «Twenty-five Poems». «The Map of Love» (1939) und das autobiographische «Portrait of the Artist as a Young Dog» (1940) begeisterte die französischen Existentialisten. «The World I breathe» (1940) erschien in Amerika. Nach Jahren des Schweigens und der Reife schenkte Thomas der Welt 1946 sein von T. S. Eliot beeinflußtes lyrisches Hauptwerk «Deaths and Entrances» («Tode und Tore»), in dem er mit tiefen, eigenwilligen Bildern christlicher Symbolik die Schrecken und Erfahrungen einer chaotischen Zeit beschwört, bannt und überwindet. Erst nach seinem Tode wurden unter dem Titel «Quite Early One Morning» (1954) («Am frühen Morgen») seine Skizzen, Betrachtungen und Essays veröffentlicht, die er für den Rundfunk geschrieben hatte, und es wurde jenes Hörspiel gesendet, das seinen Namen über die ganze Welt trug und bis heute das schönste seiner Gattung blieb: «Under Milk Wood» (1954) («Unter dem Milchwald»), ein Spiel für Stimmen. Es ist das einzige, das er vollenden konnte. Die deutschen Ausgaben «Tode und Tore», «Am frühen Morgen» und «Unter dem Milchwald» erschienen im Drei Brücken Verlag, Heidelberg. Weitere Werke des Autors werden im gleichen Verlag vorbereitet.
Inhalt: Neben diesem, inzwischen auch erfolgreich dramatisierten Hörspiel, das traumhaft grotesk, mit zärtlichem und derbem Humor, gütig und ironisch zugleich einen Tag aus der untergründigen Wirklichkeit eines walisischen Fischerdorfes in das blühende, sinnliche Dasein des poetischen Wortes hebt, bringt der vorliegende Band noch das Fragment «Rückreise». Er enthält eine Reihe charakteristischer Stücke aus seinen Erinnerungen und Beobachtungen in «Am frühen Morgen» und, in einem dritten Teil, einige jener Gedichte, die zu den größten und schönsten englischer Dichtung dieses Jahrhunderts gerechnet werden, darunter «Gedicht im Oktober», «Ballade vom langbeinigen Köder» und «Fern Hill».
Bibliographisches:
  • Brinnin «Dylan Thomas in America», 1956;
  • Caitlin Thomas «Leftover Life to Kill», 1957.