Autor Romains, Jules rororo #285-286
  Frankreich
Titel Der Gott des Fleisches
  Psyche
Übersetzung Grautoff, Otto
Feist, Hans
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 285-286
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 11/1958
 
382 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1925
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Jules Romains ist der Dichter eines der umfangreichsten und größten Epen unserer Zeit, des siebenundzwanzigbändigen Romanzyklus «Les Hommes de bonne volonte» («Die guten Willens sind», Bd. I-VII. 1935 bis 1938 Rowohlt Verlag). In dem imponierenden Werk, das sich nur den Romanen Balzacs und Zolas vergleichen läßt, gibt Romains in einem Querschnitt durch alle Schichten des französischen Volkes eine «Vision er modernen Welt». Im Glauben an die geheime Gemeinschaft aller Menschen hat er von 1932 bis 1947 dies Totalbild seines Zeitalters geschaffen, dessen Reichtum an kontrastierenden Gestalten und Schicksalen einzigartig ist.
Romains, der auch als Lyriker und Dramatiker hervortrat, wurde am 26. 8. 1885 in Saint-Julien-Chapteuil (Haute-Loire) geboren und in Paris erzogen. Er studierte an der Ecole Normale Superieure und an der Sorbonne vor allem Philosophie und Biologie. Mit fünfundzwanzig Jahren wurde er Philosophieprofessor. Er entwickelte die Lehre vom «Unanimismus», der Konzeption einer mythischen, über-individuellen Gemeinschaft der Menschen, die er bereits 1906 in der Künstler- und Lebensgemeinschaft «Abbaye» zu verwirklichen suchte. Ihr gehörten unter anderen Duhamel, Arcos und Vildrac an. Schon 1915 setzte sich Romains für die europäische Einheit ein («Es ist wichtig, allen Europäern an jedem Tag Europa neu aufzuzwingen»), 1928 befürwortete er in Berlin die deutsch-französische Freundschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er den Lehrberuf aufgegeben, um nur noch zu schreiben. Auf weiten Reisen lernte der politisch interessierte Autor ' Europa, Afrika und Amerika kennen. Er wurde Präsident des französischen und 1938 des internationalen PEN-Clubs. In dieser Eigenschaft hielt er bis 1941 vielbeachtete Reden zur «Europa-Idee». Der Zweite Weltkrieg zwang ihn, nach den USA zu emigrieren; doch lebt er heute wieder in Paris oder auf seinem Landsitz in der Touraine. - Der «Dichter des kollektiven Gewissens» hat seiner Lehre des Unanimismus in all seinen Werken künstlerischen Ausdruck zu geben gewußt, so in «Jemand stirbt» (1911, Rowohlt Verlag), der heiter eulenspiegelhaften Erzählung «Kumpane» (1913, Rowohlt Verlag) und der komischen (auch dramatisierten und verfilmten) «Film»-Geschichte einer Mystifikation «Donogoo-Tonka oder das Wunder der Wissenschaft» (1920).
Inhalt: Bevor Romains an sein kolossales Hauptwerk ging, schrieb er die Romantrilogie «Psyche» (1921/29), eine Physiologie der Liebe, die hier, unter dem Titel «Der Gott des Fleisches» zusammengefaßt, vorgelegt wird. Es ist der Titel des mittleren Teils, «Le Dieu des Corps». Die beiden anderen Teile nannte Romains «Lucienne» und «Quand le na-vire . . .». Er stellt in dieser berühmten Trilogie das liebende Paar als die einfachste unanime Gruppe vor. Mit unbeirrbarer, wissenschaftlich genauer Beobachtungsgabe zeigt er an der jungen Ehe Luciennes mit einem Marineoffizier überzeugend das Wachstum der Liebe zu einem körperlichen und geistigen Einswerden, zu einer überpersönlichen Gemeinschaft, die unabhängig von Zeit und Raum Bestand hat.
Literatur : E. Glässer «Denkform und Gemeinschaft bei Jules Romains» (1938).