Autor Greene, Graham rororo #284
  Großbritannien
Titel Der stille Amerikaner
  The quiet American
Übersetzung Puchwein, Walter
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 284
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 11/1958
88. Tsd. 06/1964
 
169 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1956
|
Graham Greene, dessen Ruhm als fesselnder und hintergründiger Erzähler von Werk zu Werk wächst, gilt heute als der führende katholische Dichter Englands. In Deutschland ist er vor allem als Drehbuchautor des Films «Der dritte Mann» (rororo Nr. 211) sowie durch seine sehr verbreiteten und ebenfalls erfolgreich verfilmten Werke «Die Kraft und die Herrlichkeit», «Das Herz aller Dinge» und «Das Ende einer Affäre» (rororo Nr. 91, 109, 149) bekannt geworden. In der Reihe der rororo Taschenbücher erschienen neben diesen großen Liebes- und Glaubensromanen auch Greenes abenteuerlich-realistische Werke, für die er selbst die Bezeichnung «entertainments» wählte, «Am Abgrund des Lebens» (Nr. 2), «Orientexpreß» (Nr. 11), «Das Attentat» (Nr. 26), «Schlachtfeld des Lebens» (Nr. 48), «Ein Sohn Englands» (Nr. 75), «Zentrum des Schreckens» (Nr. 182), «Zwiespalt der Seele» (Nr. 219). Geistig wurde Greenes Werk von den großen Erzählern Frankreichs, Bernanos, Mauriac und dem Halbfranzosen Julien Green beeinflußt. Weltliche Macht und göttliche Gnade, Gut und Böse, Verbrechen und Strafe sind die polaren Gegensätze, um die sein Schafjen ständig kreist. Die illusionslose Sachlichkeit der Darstellung, wie der Abscheu vor der Sinnlosigkeit des äußeren Lebens, verbinden ihn sowohl dem Existentialismus Sartres wie dem Realismus eines Ernest Hemingway. Der Dichter wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, als Sohn eines Schulleiters und als Großneffe Robert Louis Stevensons geboren. Nach Studienjahren in Oxford arbeitete er zunächst im Redaktionsstab der «Times», dann als literarischer Herausgeber des «Specta-tor». Entscheidende Erlebnisse führten 1927 zum Übertritt in die katholische Kirche. Mit 25 Jahren schrieb er seinen ersten Roman, der literarisches Aufsehen erregte. Lange Reisen führten ihn durch ganz Amerika und Mexiko. In den Jahren 1942 bis 1943 ging er in Sondermission des britischen Außenamtes nach Westafrika. Diese Weltfahrten fanden in verschiedenen Reisebüchern, wie dem Mexikobuch «Gesetzlose Straßen», in dem sich sein kämpferischer Katholizismus am deutlichsten äußert, und «Der Weg nach Afrika», ihren Niederschlag. Als Korrespondent der «Sunday Times» besuchte der Dichter mehrfach Indochina.
Inhalt: Vor dem tragischen Hintergrund des Indochina-Krieges entfaltet sich dieser Roman, zuerst unter dem Titel «The Quiet American» veröffentlicht und neben «Die Kraft und die Herrlichkeit» wohl das stärkste Werk des Dichters. Zwischen einem englischen und einem amerikanischen Kriegsberichterstatter bahnt sich ein Konflikt an, in dem es zwar um die Liebe der jungen, fremdartig blumenhaften Annamitin Phuong geht; der letzte Antrieb ist jedoch ein unversöhnlicher Gegensatz der Weltanschauungen. Wie nun Greene den Engländer am Tod des andern mitschuldig werden und wie er ihn an seiner Schuld tragen läßt, das gibt dem Buch mit seinem erregenden Ineinander von äußerer Spannung und geistiger Intensität den Rang eines Schuld-und-Sühne-Romans unserer Zeit.
Literatur über Greene: Deutsch — J. Rischik: G. G. und sein Werk (Diss. Bern 1951)