Autor Mehring, Walter rororo #282
  Deutschland
Titel Der Zeitpuls fliegt!
Chansons, Gedichte, Prosa
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 282
  mit einem Nachwort von Willy Haas
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 12/1958
 
181 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1958 (EA in dieser Zusammenstellung)
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Walter Mehring wurde am 29. 4.1896 in Berlin als Sohn des Redakteurs Sigmar Mehring geboren, der sich als Übersetzer Villons, Verlaines, Whitmans und Swinburnes einen Namen gemacht hat. Er studierte Kunstgeschichte; aber bald schon setzte sich jenes satirisch-poetische Talent durch, das ihn zum Gefährten der Klabund, Tucholsky, Ringelnatz, Kästner und Brecht machen sollte. Er war 1916 eingezogen worden, und im selben Jahr veröffentlichte Herwarth Waiden in seiner expressionistischen Zeitschrift "Der Sturm" die ersten Gedichte. Später schrieb Mehring für Maximilian Hardens "Zukunft" und Carl von Ossietzkys "Weltbühne". Er wurde der Bänkelsänger von Berlin. In Reinhardts Kabarett "Schall und Rauch" sangen die großen Chansonetten der Hauptstadt seine ironisch-aggressiven Songs, in denen er den Balladenstil, den Montmartre-Chanson-Refrain und Jazz-Rhythmen auf eine ganz eigene, neuartige Weise verband. Seine mitreißenden Lieder gegen die Übel der Zeit und das nahende faschistische Unheil gingen um in Berlin. Sie gingen noch um, als ihr Autor, verfemt und verfolgt, 1933 nach Paris flüchten mußte, wo er schon Jahre vorher zuweilen gelebt hatte. Seine Bücher aber wurden verboten und verbrannt. Ehe es dahin kam, hatte Erwin Piscator Mehrings dramatisch-satirische Darstellung der Inflationszeit "Der Kaufmann von Berlin" inszeniert, eine bittere Warnung vor der Katastrophe, die großes Aufsehen und heftige Proteste bewirkte. Ein Jahr danach war auch ein Band gesammelter Gedichte und Chansons unter dem Titel "Arche Noah SOS" erschienen, den der Rowohlt Verlag 1951 in einer leicht veränderten, um spätere Gedichte ergänzten Ausgabe unter dem unverändert gültigen Titel neu herausbrachte. Beim Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich entging Mehring nur knapp der Verhaftung, und 1939 mußte er Paris verlassen, flüchtete zu Fuß durch Frankreich, wurde eingefangen und in Lager gesperrt. Er entkam schließlich 1941 von Marseille über Martinique nach Amerika. Hier schrieb er die berühmt gewordene "Verlorene Bibliothek" (Rowohlt, 1952), die "Autobiographie einer Kultur", in der er untersucht, "welche ererbten Werte weiter gültig sind für uns und welche unerfüllten Hoffnungen sie uns gaben".
Inhalt: Der vorliegende Band, zu dem Willy Haas, für dessen "Literarische Welt" Mehring einst gearbeitet hatte, ein Nachwort schrieb, bringt eine charakteristische Auswahl aus seinen Poemen, Polemiken und Essays zusammengestellt, die ihn als den großstädtisch weltoffenen, aller Spießerei feindlichen Poeten zeigen, der er bis heute geblieben: ein Freigeist mit Fesselmalen.
Weitere Werke: "Das politische Cabaret" (1920), "Das Ketzerbrevier" (1921), "Wedding-Montmartre" (1922), "Paris in Brand" (1923), "Europäische Nächte" (1924), "In Menschenhaut" (1924), "Westnordwestviertelwest" (1925), "Algier oder die 13 Oasenwunder" (1925), "Die Gedichte, Lieder und Chansons des W. M." (1929), "Die Höllische Komödie" (1932), ". . . Und Euch zum Trotz", (Paris 1934), "Müller" Chronik einer deutschen Sippe, von Tacitus bis Hitler (1935), "Die Nacht des Tyrannen" (1938), "No Road Back" (New York 1944), "Lost Library" (New York 1951), "Edgar Degas", "George Grosz" (New York 1946), "Paul Klee" (1957), "Verrufene Malerei" (1958).