Autor Caldwell, Erskine rororo #274
  USA
Titel Gottes kleiner Acker
  God's little acre
Übersetzung Rossi, Lino
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 274
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 08/1958
88. Tsd. 1962
 
169 Seiten
dt. Erstausgabe Zürich: Büchergilde Gutenberg, 1948
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Der am 17.12.1903 als Sohn eines Wanderpredigers in Coweta Country (Georgia) geborene Autor ist neben dem seiner Generation angehörenden John Steinbeck einer der eindrucksvollsten sozialkritischen Realisten der zeitgenössischen amerikanischen Romandichtung und hat mit seinen umstrittenen Büchern eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen Exemplaren allein in den USA erreicht. Caldwell, der, wie auch Steinbeck, schon früh mit den unteren Schichten als Fabrikarbeiter, Baumwollpflükker, Koch, Kellner und Lohnkutscher in Berührung kam, macht sich in seinen von Wahrheitsfanatismus und einem oft dämonischen Humor erfüllten Romanen und Erzählungen zum Anwalt der Unterdrückten. Alle seine Werke sind Sittenschilderungen, die sich den gesellschaftlichen und moralischen Verfall wie die rassischen Mißstände im Süden der Staaten zum Thema nehmen und oft wegen ihrer freien Darstellung wütend angeprangert werden. Nach einer harten Jugend und abenteuerlichen Aufenthalten in Kuba und Mexiko studierte Caldwell etwa ein Jahr an den Universitäten von Virginia und Pennsylvanien, um sich dann als Journalist und Rundfunkreporter zu betätigen, später als Filmautor in Hollywood. Berichterstatter für Zeitungen war er 1938/39 in Spanien und der Tschechoslowakei, 1941 in der Sowjetunion, 1943 in China, der Mongolei und Turkestan. Seine hier gewonnenen Eindrücke und Erfahr rungen legte er in Reportagen nieder. Soziologische Studien über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensbedingungen im Süden der Staaten gaben ihm Stoff für die Werke «Some American People» (1935) und «You Have Seen Their Faces» (1937). Ersten literarischen Ruhm und zugleich einen Welterfolg errang er mit seinem auch dramatisierten und verfilmten Roman über eine halbverhungerte, dahinvegetierende Farmerfamilie «Die Tabakstraße» (1932). In die Abgründe des Seelischen dringt sein Werk «Der Wanderprediger» (193$), der die Geschichte eines diabolischen Sektierers erzählt, der primitive Dorffrömmigkeit zu Ausschweifungen ausnutzt. Sozialer und moralischer Verfall von Familien und ihr Absinken ins Verbrechen sind Gegenstand seiner Romane: «Sonnenstadt ohne Sterne» (1944; erscheint demnächst als rororo Nr. 287), «Ein Haus im Hügelland» (1946; rororo 223) und «Opossum» (1948).

Inhalt: Diesen Werken thematisch verwandt ist auch der hier vorliegende, erstmals 1933 unter dem Titel «God's Little Acre» erschienene Roman, der zunächst wegen angeblicher UnSittlichkeit bekämpft wurde, dann aber mit 7 Millionen Exemplaren die höchste Auflage und größte Verbreitung aller zeitgenössischen amerikanischen Romane erreichte, bis ihn vor kurzem Grace Metalious mit ihrem sensationellen Roman «Die Leute von Peyton Place» überflügelte. Ein Film der United Artist wird nach seiner diesjährigen Uraufführung auf der Biennale in Venedig noch in diesem Jahr in Deutschland anlaufen. Caldwell schildert hier Not und Armut einer vielköpfigen Familie von Baumwollspinnem. Ty Ty, ihr greises Oberhaupt, hofft seit fünfzehn Jahren vergeblich, Gold, auf seinem Grundstück zu finden, während seine Sippe sich zum verzweifelten Streik um besseren Lohn gezwungen sieht. In dieser sozialkritischen Schilderung verbinden derbkomische Erotik und beschränkteste Bigotterie alle Angehörigen dieses Familienklans unlöslich miteinander. Dem unbestechlichen Freimut Caldwells, der nichts beschönigt, gelingt es so, uns eine in engsten Befangenheiten lebende Gemeinschaft einfacher Individuen menschlich nahezubringen.