Autor Rezzori, Gregor von (Gregor d'Arezzo) rororo #259
  Rumänien
Titel Maghrebinische Geschichten
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 259
  mit 28 Vignetten des Autors
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 04/1958
145. Tsd. 01/1961
 
152 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1953
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Wo und wann dieser Autor geboren ist - das ist eine Frage, die sich der Leser selbst beantworten kann; eine so intime Kenntnis des Landes Maghrebinien und seiner führenden Familien, über die Gregor von Rezzori auf jeder Seite seines Buches verfügt, gewinnt nur der geborene Maghrebinier. So sagt er selbst: «Gregor, in einem östlichen Kronland der ehemaligen k. u. k. Monarchie geboren, hätte, um seine Herkunft, Nationalität, politische und geistige Orientierung hinlänglich zu erklären, so umständliche geographische, historische und völkerpsychologische Erläuterungen nötig, daß er es vorzieht, Maghrebinien als seine Heimat anzugeben.» - Sieht man ihn persönlich vor sich, mag er sowohl ein alle Künste des Lebens trefflich beherrschender 35er als auch einer jener elegant-distinguierten Mittvierziger sein, deren haut gout sich mit Erfolg in Szene zu setzen weiß - denn das ist Charme des Erfahrenen, Brillanz und Witz. Über seinen Werdegang bemerkt er selbst, daß er «Studien» trieb und sich «mit wechselndem Erfolg» in vielerlei Berufen versuchte. Als «Berufung» betrachtet er, sagt er, allein die Aufzucht seiner Söhne. Zu zeichnerischer Tätigkeit brachte ihn, wieder nach seiner eigenen Aussage, «die Anziehung der leeren Ränder jeglicher Art von amtlichem Papier, seien es Fragebogen, Aufforderungen zur Steuererklärung oder Zahlungsbefehle».
   Seine Erzählkunst, die uns neben den hier wieder vorliegenden bereits berühmt gewordenen tolldreisten Lügengeschichten den ironischen Berlin-Roman «Oedipus siegt bei Stalingrad», die köstlich instruktive «Männerfibel» und soeben den stilistisch-glanzvollen, gedanken- und espritreichen Roman «Ein Hermelin in Tschernopol» schenkte, hat nichts Entsprechendes in der modernen deutschen Literatur. Rezzoris Prosa funkelt und glitzert, sein Geist schlägt Kapriolen, und die Sprache folgt in Purzelbäumen hinterher. Was bei oberflächlichem Lesen nur als böse Ironie, als Pessimismus oder gar Zynismus erscheinen mag, erweist sich dem ernsthaft Prüfenden bald als eine Variation der Gesellschaftskritik, die um so wirkungsvoller ist, je mehr sie sich von den üblichen Angriffen einer Klasse gegen die andere unterscheidet. Hier werden nirgendwo Ideologien vorgetragen, allenfalls essigscharfe Weisheit und immer saftige Fabeln.