Autor Colette, Sidonie-Gabrielle Claudine rororo #247
  Frankreich
Titel Die Andere
  La seconde
Übersetzung Redtenbacher, Erna
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 247
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 01/1958
108. Tsd. 1963
 
150 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1930
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Sidonie-Gabrielle Claudine Colette wurde als Tochter eines Offiziers am 28. Januar 1873 in St. Sauveur-en-Puisaye, Burgund, geboren. Als sie am 3. August 1954 verschied, trauerte die Welt um eine große Dichterin. Mit ihrem Tode hatte - wie Marcel Proust es früh formulierte - «das menschlichste Herz der modernen französischen Literatur» zu schlagen aufgehört. Ihre erste Ehe, mit Henri Gautier-Villars, einem Musikkritiker, Impresario und Schriftsteller, führte sie zur Zeit der Toulouse-Lautrec, Debussy, der Sarah Bernhardt, des alternden Zola und des jungen Gide in die Kreise der Pariser literarischen Avant-Garde. Gemeinsam mit ihrem Gatten schrieb sie unter dem Pseudonym Willy ihre ersten Bücher um Claudine, eine Mädchengestalt mit autobiographischen Zügen, die bald auch auf der Bühne Verkörperung fand. So wandte sie sich denn auch nach ihrer Scheidung im Jahre 1906 dem Vaudeville zu, wurde Tänzerin und Schauspielerin, und auf den Brettern des «Parisiana» wie denen der «Comedie Française» bald der erklärte Liebling der Pariser. 1912 führte ihre zweite Ehe, mit Henri de Jouvenel, einem bedeutenden Publizisten, sie wieder der Literatur und dem Journalismus zu. In dieser Zeit entstanden vor allem auch jene Romane, die sie rasch als eine der größten Stilkünstlerinnen Frankreichs weltberühmt machten, darunter die bekanntesten «Die Fessel» (L'Entrave, 1913), (rororo Nr. 120), «Mitsou» (1916), «Chéri» (1920), (rororo Nr. 178), «Erwachende Herzen» (Le ble en herbe, 1923), (rororo Nr. 167), «Cheris Ende» (La fin de Cheri, 1926), (rororo Nr. 229), und der Erzählungsband «Gigi» (1945), (rororo Nr. 143). Ihr mehr als dreißig Bände umfassendes, vielfach auch mit Erfolg dramatisiertes und verfilmtes Werk wurzelt stark im Erlebten, in Erinnerungen an die ländliche Heimat wie etwa «La Maison de Claudine» (1922) oder ihr Roman um ihre Mutter «Sido» (1930). Reminiszenzen an ihre Bühnenlaufbahn finden sich in «La Vagabonde» (1910) und «L'envers du Music-Hall» (Wir Komödianten vom Variete, 1913).
INHALT: Colettes erstmalig 1929 unter dem Titel «La Seconde» erschienener Roman «Die Andere» greift das alte Thema vom Manne zwischen zwei Frauen auf. Ein Pariser Komödienautor ist seiner Ehefrau zugetan, daneben in seine Sekretärin verliebt. Colette gewinnt dem Stoff eine neue Variante ab, indem sie die Rivalinnen in einer Freundschaft zeigt, die auch nach der schmerzlichen Entdeckung, daß sie sich in den geistreichen Verführer teilen müssen, dank weiblicher Resignation und Lebensklugheit bestehen bleibt. Eine Bühnenfassung des Werkes wurde 1951 in Paris aufgeführt. In dieser von Colette bezaubernd erzählten Ehebruchsgeschichte ist mehr Lebensweisheit als in manchem philosophischen Kompendium. Ein Werk, das zu den empfindungsvollsten, zartesten und freimütigsten Schöpfungen der großen Dichterin gerechnet werden muß.

LITERATUR über Colette: deutsch - W. Voigt: Colettes Werk und Leben (Diss. Jena 1935).