Autor Roth, Joseph rororo #222
  Oesterreich
Titel Radetzkymarsch
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 222
  75. Tsd. 12/1967 mit der Nummer.222-223; 115. Tsd. 05/1973 wieder mit der Nummer 222
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 05/1957
63. Tsd. 12/1958
 
243 Seiten
dt. Erstausgabe Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1932
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Der Erzähler und Romancier Joseph Roth, zusammen mit Hugo von Hofmannsthal und Robert Musil einer der wenigen österreichischen Prosaisten unserer Zeit, die weltgültiges Format besaßen, und in deren Werk unter tragischen Akzenten noch einmal aller Glanz der Donaumonarchie und österreichischen Geistes aufleuchtete, wurde am 2. 9. 1894 in Schnäbendorf bei Brody (Galizien) als Sohn einer jüdischen Mutter und eines leichtlebigen Österreichers, der in frühem Wahnsinn endete, geboren. Joseph Roth besuchte das Gymnasium in Brody, studierte in Lemberg und Wien Philosophie, nahm als Fähnrich freiwillig am Ersten Weltkrieg teil, durchschweifte in den 20er Jahren unruhvoll Europa, an Kaffeehaustischen literarischen Hof haltend, und war in dieser Zeit von 1923 bis 1932 ständiger freier Mitarbeiter der damaligen Frankfurter Zeitung. Am 30. Januar 1933 nahm er schließlich endgültig das Schicksal der Emigration auf sich, in der er am 27. Mai 1939 in einem Pariser Armenhospital starb. Er hinterließ ein inzwischen in einer ^bändigen Gesamtausgabe vereinigtes Werk, das 13 Romane, 8 Novellen sowie kleinere Prosastücke umfaßt. Darunter sind zu nennen , (1924), "Die Flucht ohne Ende" (1927), "Zipper und sein Vater" (1928), "Rechts und links" (1929). Von Flaubert, Tolstoi, Dostojewski und Hugo von Hofmannsthal beeinflußt, schildern diese Romane, Realismus und Romantik, Weisheit und Leidenschaft vereinend, die Nachkriegswelt und ihre entwurzelten Existenzen. Mit seinem Roman "Hiob" (1930) erneuerte Joseph Roth den biblischen Stoff im zeitgenössischen Milieu und schuf damit eine große Romanlegende von der Leidensfähigkeit des jüdischen Volkes.
Einen wirklich breiten Leserkreis erschloß ihm jedoch erst der hier vorliegende, 1932 erstmalig erschienene Roman "Radetzkymarsch", die Chronik der Familie vonTrotta, die dem alten Kaiser Franz Joseph fast legendär verbunden ist. Mit feinster Psychologie und Toleranz wird in ihrem Schicksal das Ende einer europäischen Epoche, Glanz und Niedergang der K. u. K. Monarchie und ihrer Gesellschaft noch einmal heraufbeschworen. Der Roman fand Fortsetzung mit dem 1938 erschienenen Werk "Die Kapuzinergruft", in dem ein später Nachfahre der Trottas für den "Anschluß" kämpft und schließlich als politischer Flüchtling in der alten Kaisergräbstätte Schutz sucht.

Spätere Werke: Der Napoleonroman "Die Hundert Tage" (1935) und "Beichte eines Mörders" (1936). Selbstironische Züge zeigt seine Erzählung "Die Legende vom heiligen Trinker" (1939).

Das von Hermann Linden herausgegebene Gedächtnisbuch "Joseph Roth, Leben und Werk" (1949) enthält Zeugnisse der Freunde und Aufzeichnungen des Dichters über sein eigenes Leben.

H. Kesten schildert Joseph Roth einfühlsam in "Meine Freunde, die Poeten" (1953)