Autor Greene, Graham rororo #211
  Großbritannien
Titel Der dritte Mann
  The third man
Übersetzung Burger, Fritz
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 211
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 02/1957
138. Tsd. 02/1970
 
133 Seiten
dt. Erstausgabe Wien: Zsolnay, 1951
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Graham Greene, dessen Ruhm als fesselnder und hintergründiger Erzähler von Werk zu Werk wächst, gilt heute als der führende katholische Dichter Englands. In Deutschland ist er vor allem als der Drehbuchautor des nach dem hier vorliegenden Buch gedrehten gleichnamigen Films mit Orson Welles unter der Regie Card Reeds weitesten Kreisen bekannt geworden, sowie durch seine sehr verbreiteten und ebenfalls verfilmten meisterlichen Romanwerke "Die Kraft und die Herrlichkeit", "Das Herz aller Dinge" und "Das Ende einer Affäre" (rororo Nr. 91, 109 und 149). In der Reihe der rororo Taschenbücher erschienen neben diesen großen Liebes- und Glaubensromanen, die ihn als einen Autor von Weltrang kennzeichnen, auch Greenes abenteuerlich-realistische Erzählungen, für die er selbst die Bezeichnung «entertainments» wählte: "Am Abgrund des Lebens" (rororo Nr. 2), "Orientexpreß" (rororo Nr. 11), "Das Attentat" (rororo Nr. 26), "Schlachtfeld des Lebens" (rororo Nr. 48), "Ein Sohn Englands" (rororo Nr. 75) und "Zentrum des Schreckens" (rororo Nr. 182).
   Inhalt: Im "Dritten Mann" hält Graham Greene unserer Nachkriegswelt den Spiegel vor. Er erzählt die Geschichte vom Schwarzmarkthändler Harry Lime, dem skrupellosen Nutznießer der Notjahre Wiens, und seinem jungen englischen Freund, einem Militärbeamten, der ihm ahnungslos zur Hand geht, bis er ihn schließlich als Verbrecher erkennt und ihm den Gnadenschuß gibt.
   Geistig wurde Greenes Schaffen von den großen Erzählern Frankreichs, Bernanos, Mauriac und dem Halbfranzosen Julien Green beeinflußt. Weltliche Macht und göttliche Gnade, Gut und Böse, Verbrechen und Strafe sind die polaren Gegensätze, um die sein Werk ständig kreist. Die illusionslose Sachlichkeit der Darstellung wie der Abscheu vor der Sinnlosigkeit des äußeren Lebens verbinden ihn sowohl dem Existentialismus Sartres wie dem Realismus eines Ernest Hemingway. Auch da, wo Greenes Erzählkunst, wie beim vorliegenden Werk, Tendenz zum «Reißer» zeigt, verleiht sie ihnen stets eine echte Problematik und Tiefe.
   Der Dichter wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, als Sohn eines Schulleiters und als Großneffe Robert Louis Stevensons geboren. Nach Studienjahren in Oxford arbeitete er im Redaktionsstab der "Times", dann als Mitherausgeber des "Spectator". Entscheidende Erlebnisse bestimmten ihn 1927 zum Übertritt in die katholische Kirche. Mit 25 Jahren schrieb er seinen ersten Roman, der literarisches Aufsehen erregte. Er unternahm lange Reisen durch Deutschland, ganz Amerika und Mexiko. Der zweite Weltkrieg führte ihn in Sondermission des britischen Informationsministeriums nach Westafrika. Diese Weltfahrten fanden in verschiedenen Reisebüchern, wie dem Mexikobuch "Gesetzlose Straßen", in dem sich sein kämpferischer Katholizismus am deutlichsten äußert, und "Der Weg nach Afrika", ihren Niederschlag.
   Als Korrespondent der "Sunday Times" besuchte der Dichter 1953/54 das "Kikuyu-Land". Sein letzter, Aufsehen erregender Roman "The Quiet American" entfaltet vor dem tragischen Hintergrund des Krieges in Vietnam eine problematische Liebesbeziehung zwischen einem englischen Reporter und einer Eingeborenen.
   Literatur deutsch über Graham Greene: J. Rischik, "Graham Greene und sein Werk", Dissertation, Bern 1951.