Autor Laxness, Halldór Kiljan rororo #162
  Island | Nobelpreis 1955
Titel Atomstation
  Atömstödin
Übersetzung Harthern, Ernst
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 162
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 10/1955
75. Tsd. 04/1958
 
155 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1955
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Der isländische, bereits mehrfach zum Nobelpreis vorgeschlagene Dichter Halldór Kiljan Laxness, eigentlich Gudjónsson, wurde am 23. 4. 1902 in Laxnes bei Reykjavik als Sohn bäuerlicher Eltern geboren. Hier besuchte er das Gymnasium, das er früh verließ, um auf Reisen die Welt kennenzulernen: Skandinavien, Italien, Deutschland, dem er, trotz politischer Enttäuschungen, in Sympathie verbunden blieb. Laxness ist der Schöpfer eines selbständigen nationalisländischen Stils. Seine ersten literarischen Anregungen empfing Laxness beim Studium von Philosophie und Religion. Dann beeinflußten ihn August Strindberg, Sigrid Undset und der deutsche Expressionismus. 1923 trat Laxness zum Katholizismus über und zog sich vorübergehend in ein luxemburgisches Kloster zurück. In den danach erschienenen Werken, den Romanen "Unter dem heiligen Berge" (1924) und "Der große Weber von Kaschmir" (1927), Jugendwerken von gärender Gedankenkraft, setzte er sich mit dem Katholizismus auseinander. Von 1924 bis 1926 geriet er unter den Einfluß des französischen Surrealismus. Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Kanada und Kalifornien kehrte er als Verkünder radikaler, sozialistischer Ideen nach Island zurück und veröffentlichte einen programmatischen Essayband "Das Buch vom Volke". Hierauf entstanden eine Reihe sozialkritischer Romane, die das Hauptwerk des Dichters bilden, darunter "Salka Valka" (1932), "Unabhängige Menschen" 1934/35) und "Weltlicht" (1937/40). Der erste Roman behandelt das Schicksal eines Fischermädchens, der zweite die Geschichte eines armen Bauern und der dritte das Geschick des isländischen Volksdichters Olafur Karson. In diesen großangelegten Epen nehmen die Helden monumentale Gestalt an und werden zum Symbol ihrer Klasse. Laxness' neuer Stil, seine Thematik und Dramatik, kontrastiert lebhaft mit der klassischen Saga seiner Vorgänger und Zeitgenossen. Während des Zweiten Weltkrieges entstand die Romantrilogie "Islandglocke" (1941/44), welche die Zeit der dänischen Kolonisierung und der Ausbeutung Islands durch Kapitalismus und Krone schildert; das bedeutende Werk ist in alle Weltsprachen übersetzt. In seinen letzten Büchern, so auch in dem neuesten großen Roman "Gerpla" wandte sich Laxness historischen Themen zu. Als Dramatiker trat er jüngst wieder mit einem Schauspiel "Silbermond" hervor.
   Inhalt: In dem 1952 erschienenen, hier erstmalig deutsch vorliegenden Roman "Atomstation" erzählt ein unverbildetes Mädchen vom Lande, das bei einem reichen Bürger in Reykjavik Dienst tut, seine Erlebnisse in der großen Stadt. Ein ursprünglicher, primitiver Mensch sieht sich plötzlich in eine überzivilisierte, vom Atomkrieg bedrohte Welt gestellt, die neuer sozialer Ordnungen bedarf. Wie kein anderer Schriftsteller seiner Heimat schildert Laxness die junge Stadtbevölkerung Reykjaviks, die sich von der tausendjährigen Bauernkultur losgelöst hat und nun nach einer neuen zeitgemäßen Lebensform sucht. Er hat damit ein schlichtes, elementares Buch geschrieben, erfüllt von der heidnischen Luft des Nordens, zugleich aber durchstürmt vom Geist unserer Zeit.