Autor Mauriac, Francois rororo #138
  Frankreich | Nobelpreis 1952
Titel Fleisch und Blut
  Le chair et le sang
Übersetzung Weber, Carl August
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 138
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 02/1955
88. Tsd. 09/1958
 
142 Seiten
dt. Erstausgabe München:Weismann, 1949
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Francois Mauriac, den die Welt 1952 mit der Verleihung des Nobelpreises als den größten zeitgenössischen Dichter des katholischen Frankreich ehrte, gilt in seinem Land als der bedeutendste Erzähler seit Marcel Proust. Er wurde am 11.10.1885 als Sohn eines wohlhabenden Weinhändlers in Bordeaux geboren. Den Charakter des schon mit zwei Jahren vaterlos Gewordenen prägte die fromme und strenge Erziehung der Mutter. Zunächst studierte Mauriac in seiner Vaterstadt, später in Paris. Den über den Heiligen Büchern und Pascals Werk Meditierenden drängte es bald dazu, seinem Glauben durch das Wort wirkende Kraft zu verleihen. Barrés, Jammes und Claudel, die er eifrig las, aber auch Andre Gidé, mit dem er sich später in lebhaften Kontroversen auseinandersetzte, und den er schließlich als einen gefährlidien Immoralisten verwarf, gewannen Einfluß auf seinen Stil. Dem jungen Autor wurde früher Ruhm zuteil, den die nun folgenden Romane festigten. Schon dem 30jährigen verlieh die französische Akademie den "Grand-Prix du Roman" und machte ihn acht Jahre später zu ihrem Mitglied. In seiner kompromißlosen, kämpferischen Haltung zeigte sich Mauriac als Katholik von imponierender Größe. Seinen religiösen Mut bezeugte er auch während der deutschen Besetzung mit anonymen Veröffentlichungen, die den Widerstandswillen seines Volkes stärkten. Fast alle Romane Mauriacs wandeln das große Thema vom verzweiflungsvollen, oft hoffnungslosen Kampf des Menschen gegen die Sünde ab, schildern seine Auflehnung gegen die Versudiungen der Sinne, aber auch des Hasses und Geizes: "Natterngezucht" (1932). Die Mächte des Bösen lassen den trotzig sich empörenden Menschen zwar wie in Mauriacs berühmten Roman "Die Tat der Therese Desqueyroux" (1927) zum Mörder werden, aber Einsicht in das Elend einer glaubenslosen Welt und Reue führen zur Gnade.
    Das hier wieder neu vorgelegte Werk ist eine erzählerische Kontroverse zwischen der Begierde des Fleisches und der Reinheit des Geistes. Der Bauernsohn Claude hat den geistlichen Beruf ausgeschlagen und kehrt in Sein ländliches Milieu zurück. Hier verliebt er sich in die Tochter eines Gutsbesitzers, seine starke Empfindung scheint beide schicksalhaft binden zu können, aber er verliert die Geliebte schließlich doch an einen anderen. Ihn rettet der wahre Glaube, der die Liebe ist, vor der Verzweiflung. Die spannungsreichen menschlichen Schicksale sind von Mauriac in den großen Zusammenhängen des katholischen Weltbildes im Milieu des kosmopolitisch-weiten Paris und in der Enge der französischen Provinz entwickelt worden.
   Mauriac, der vor allem auch mit seinen Romanen "Der Aussätzige und die Heilige" (1922), "Die Einöde der Liebe" (1925), "Die schwarzen Engel" (1937) und "Die Pharisäerin" (1941) in Deutschland bekannt wurde, hat daneben als Biograph mit Werken über das Leben Jesu und das Leben Racines überragende Bedeutung gewonnen. Als Essayist veröffentlichte er glanzvolle Arbeiten über Moliere, Rousseau und Flaubert. Religiöse Bekenntnisse sind die Bücher "Leid und Glück der Christen" (1929). und "Der Stein des Anstoßes" (1951). Zur Autobiographie tragen seine Bücher "Mes plus lointains Souvenirs" (1929) und "Commencemerits d'une vie" (1932) bei.