Autor Traven, B. rororo #126
  Deutschland
Titel Das Totenschiff
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 126
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 10/1954
138. Tsd. 12/1959
 
210 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Krüger, 1926
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Geburt und Herkunft Travens, eines der größten zeitgenössischen Erzähler vom Range Jack Londons, ja den Amerikaner in seinen abenteuerlichen Romanen übertreffend, liegt im Schatten von Gerücht und Legende, die sich immer wieder um diesen ebenso abenteuerlich lebenden wie das Abenteuer dichterisch gestaltenden großen Autor spinnen. Es ist ihm, diesem leidenschaftlichen Anwalt der Entrechteten und Unterdrückten, wie kaum einem anderen großen Autor gelungen, sein Pseudonym zu wahren, obschon seine Romane in fast alle Kultursprachen übersetzt und in Millionenauflagen verbreitet wurden. Ihre erste Veröffentlichung erlebten sie jedoch in Deutschland, so daß man vermuten möchte, auch ihr Autor sei deutscher Herkunft. Jedenfalls hat Traven, der sich in vielen seiner Bücher zum Sprecher der mexikanischen Indios und Vorkämpfer ihrer Rechte gegen die Unterdrücker machte, sicherlich Jahrzehnte lang in Mexiko gelebt, anders wäre seine Landes- und Menschenkenntnis, die diese Bücher bis ins Detail verraten, kaum erklärlich. So heißt es denn auch, Traven sei das Pseudonym für den Münchener Schriftsteller Fred Maruth, der in seiner Zeitschrift "Der Ziegelbrenner" in den Jahren 1917 bis 1920 aggressive Kritik an seiner Zeit übte, während der Räteherrschaft zum Tode verurteilt wurde und entkam. Eine andere Auffassung geht dahin, er sei schwedischer Herkunft, 1890 in Chicago geboren und seit 1913 in Mexiko ansässig. Oder aber er sei ein Däne mit dunkler Vergangenheit oder ein desertierter amerikanisdier Matrose. Vergeblich setzte 1948 die amerikanische Zeitung LIFE 5000 Dollar für die Aufdeckung des Geheimnisses um Traven aus. Er selbst gab auf anonymem Wege durch Mittelsmänner bekannt, er sei Landarbeiter, Seemann, Baumwollpflücker, Viehtreiber und anderes gewesen, habe jahrelang unter indianischen Stämmen gelebt und seine Werke aus eigenem Erleben und Erleiden geschaffen. Wie dem auch immer sein mag, er hat neben Jack London die aufregendsten und spannendsten Romane der modernen Weltliteratur geschrieben und wie dieser sie stets mit sozialer Anklage zu verbinden gewußt. Eines seiner ersten Bücher "Die Baumwollpflücker" (1926), ein auf Packpapier mit Bleistift geschriebenes Manuskript, wurde zunächst einer Berliner Tageszeitung zum Abdruck angeboten. Der 1927 erschienene Abenteuerroman "Der Schatz der Sierra Madre", die Geschichte dreier Goldsucher in Mexiko, wurde auch als Film ein Welterfolg.
   Der hier vorliegende Roman, die Geschichte eines amerikanischen Seemannes, erschien erstmalig 1929 und berichtet, wie dieser in den Kneipen Antwerpens die Auslaufzeit seines Schiffs versäumt und sich als Mensch ohne Paß und Papiere, ohne nachweisliche Nationalität einem ungewissen Schicksal ausgeliefert sieht, wie er als Namenloser von Staat zu Staat gehetzt wird und schließlich auf einem morschen "Totenschiff" mit betrügerisch hochversicherter, aber wertloser Ladung untergeht. Traven geht es dabei nicht um das Schicksal eines Menschen, sondern um die Willkür staatlicher Despotie und Sklaverei.
   Weitere Romane, in denen er die entwürdigende Macht des Geldes und das Verhängnis fragwürdiger Zivilisation unerbittlich darstellt, sind "Die Brücke im Dschungel", "Die weiße Rose" (1929) sowie die revolutionären Romane "Der Karren" (1930), "Regierung" (1931) und der Roman "Die Rebellion der Gehenkten" (1930), der den Vorwurf zu einem erfolgreichen Film abgab, der demnächst auch in Deutschland zur Aufführung kommt.