Autor Jacob, Heinrich Eduard rororo #90
  Deutschland
Titel Johann Strauß
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 90
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 08/1953
63. Tsd. 09/1956
 
280 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1937
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Dieses kulturgeschichtliche Werk - ein Volksbuch, das bisher in 11 Sprachen erschien - erzählt das erstaunliche Epos der Musikerfamilie Strauß. Leben und Wirken Johanns des Älteren, Johanns des Jüngeren - des Großen - sowie seiner Brüder Josef und Eduard. Der Vater tritt das erste Mal 1819 auf, der letzte Sohn stirbt 1917: ein volles Jahrhundert lang hat diese Familie genialer und zäher Gebrauchsmusiker ihre beispiellose Weltherrschaft in den "leichten Formen" ausgeübt. Auch die Meister der absoluten Musik - Schumann, Wagner, Liszt, Brahms - standen hingerissen vor dem Phänomen dieses Könnens.
   Die Formen, in denen die Welt tanzen will, sind auf das Innigste verknüpft mit ihren kulturellen, sozialen und politischen Inhalten: diese wichtige neue Erkenntnis erweitert das Buch zum Panorama. In der merkwürdigen Welt des Vergnügens spiegelt sich eine Völkerwanderung von geschichtlichen Personen, Bankerotten, Kriegen, Revolutionen, diplomatischen Bündnissen: der Erfolg des Blauen-Donau-Walzers wird 1867 der feindseligen Konstellation zwischen Österreich, Preußen und Frankreich verdankt, und der zeitbedingte Sieg Amerikas über die europäischen Tanzformen wird in dem Augenblick Wirklichkeit, da die amerikanische Armee 1917 die französischen Schlachtfelder betritt.
   Heinrich Eduard Jacob, 1889 in Berlin geboren und nun seit langem schon Bürger Amerikas, ist ein Kosmopolit, der seine zahlreichen Bücher mit Vorliebe in Wien angesiedelt hat oder doch von dort ausgehen ließ: seinen großen, schließlich in Brasilien landenden Tatsachenroman "Sage und Siegeszug des Kaffees", seine Biographie "Haydn, Seine Kunst, Seine Zeit, Sein Ruhm", seine rein erzählenden Bücher wie "Ein Staatsmann strauchelt", "Liebe in Üsküb", "Der Grinzinger Taugenichts". Auch "Johann Strauß, Vater und Sohn" greift, von Wien ausgehend, sehr bald nach Paris, Petersburg, Berlin, Budapest, Warschau, New York und London über, an Schauplätze, die der Autor genau kennt und in deren Mittelpunkt er diesmal die massenbefeuernde Wirkung des Tanzes und der leichten Musikformen stellt. Aus den Beziehungen, die von der Französischen Revolution an bis zum Ersten Weltkrieg zwischen Tanz, Finanz, Nation und Gesellschaft bestanden haben, pinselt er sein Riesenfresco. Die Profile hundertjähriger Walzer erscheinen, die Dynamik des Radetzkvmarsches, die Komödienwelten der "Fledermaus" und des "Zigeunerbarons"', reizvolle Notenbeispiele fließen mit, und aus einer unendlichen Fülle von Episoden steigt so das Gesicht einer rauschenden Zeit.