Autor Isherwood, Christopher rororo #81
  Großbritannien
Titel Praterveilchen
  Prater violet
Übersetzung Bochow-Blüthgen, Hansi
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 81
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 04/1953
 
156 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1953 (dt. EA)
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Christopher W. Isherwood wurde als Sohn eines 1915 bei Ypern gefallenen englischen Offiziers am 26. August 1904 in Disley/Cheshire geboren. Er studierte in Oxford, war 1926/27 Erzieher, 1928/29 Medizinstudent in London, dann bis 1931 Sprachlehrer in Berlin. Dieser Deutschlandaufenthalt fand 1935 und 1939 seinen Niederschlag in zwei Büchern, den sogenannten "Berlin Stories", von denen in Deutschland der Roman "Lebwohl Berlin!" erst als Buch und kürzlich auch unter dem Titel "Ich bin eine Kamera" auf der Bühne bekannt wurde. Isherwood gehörte zunächst einer von seinem Freunde W. H. Auden geführten linksradikalen englischen Literaturgruppe an. Mit Auden ging er 1938 nach China. Nach einer anschließenden Tätigkeit in der amerikanischen Filmindustrie 1940 wurde er bald darauf in den Vereinigten Staaten seßhaft, wobei er freilich immer wieder Reisen in die verschiedensten Länder unternimmt.
   Der hier vorliegende kleine Roman "Praterveilchen" hat das Entstehen eines gleichnamigen Wien-Films zum Gegenstand. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Wiener Filmregisseur Bergmann, ein älterer, in der Filmroutine erstickender Napoleon der bloßen Worte, in dessen Schicksal sich aber die Tragödie des Dollfuß-Österreich spiegelt. Es geht hier bei größter Leichtigkeit des Stils um Probleme weltpolitischen Ausmaßes und um tiefste menschliche Tragik. Die Diktatoren und Statisten des Filmstudios, die Mächtigen und die Schwachen werden unwillkürlich zu symbolischen Gestalten von größter Eindringlichkeit. Unter der Oberfläche amüsanter Plauderei verbirgt sich bemerkenswerte dichterische Tiefe.
   lsherwood, der literarisch der Generation zwischen den Weltkriegen angehört, gilt als einer der bedeutendsten lebenden Prosa-Schriftsteller Englands. Autobiographisches findet sich in seinem 1935 veröffentlichten Memoirenwerk "Lions and Shadows". In Santa Monica, Kalifornien, mönchisch lebend, wurde er Mitglied der Vedanta Society, deren philosophischer Kult auf die alten indischen Schriften, die Veden, zurückgreift. Als Mitübersetzer des Bhagavadgita leistete der Dichter einen wichtigen Beitrag zum "Verständnis dieser religiös-okkulten Lehre. In seinen Schriften jedoch findet sich selten eine Spur von Mystizismus. Seine satirische Feder gleicht vielmehr einer ebenso elastischen wie scharfen Klinge, die die Realität zur Ader läßt.