Autor Kreuder, Ernst rororo #79 border=
  Deutschland
Titel Die Gesellschaft vom Dachboden
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 79
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 04/1953
 
165 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1946
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Ernst Kreuder, einer der eigenwilligsten und hintergründigsten neuen deutschen Erzähler, wurde am 29. August 1903 in Offenbach am Main geboren. Er war in seiner Heimatstadt Oberrealschüler und später Banklehrling, studierte dann Philosophie in Frankfurt am Main und arbeitete während der Inflationsjahre im Bergwerk, in Ziegeleien und auf Friedhöfen. Schon dichterische Versuche des Einundzwanzigjährigen in der "Frankfurter Zeitung" fanden Beachtung. Die gleiche Redaktion schickte ihn 1926/27 auf eine Wanderfahrt durch Jugoslawien, Albanien und Griechenland. Die Reise endete im Malaria-Hospital in Saloniki, und der damalige Herausgeber der "Literarischen Welt", ein Entdecker und Förderer junger Talente, Willy Haas, druckte, um zu helfen, Kreuders "Ballade vom Vagabunden". 1932 wurde Ernst Kreuder Redaktionsmitglied des "Simplizissimus", München, den er im Augenblick der Gleichschaltung im März 1933 verließ, um sich als freier Schriftsteller in einer ehemaligen Mühle an der Bergstraße anzusiedeln. Die Arbeit an den hier entstehenden Werken unterbrach der Zweite Weltkrieg. Der Soldat Ernst Kreuder kehrte schließlich im Juni 1945 aus amerikanischer Gefangenschaft zurück, und bald darauf veröffentlichte er die hier vorliegende Erzählung (1946), der zwei kürzere unter dem Titel "Schwebender Weg" folgten. Als schließlich 1948 seine große traumschwere Romandichtung "Die Unauffindbaren" erschien, rühmten ihn Dichterinnen und Dichter: Ina Seidel, Elisabeth Langgässer und Luise Rinser, Alfred Döblin, Wilhelm Lehmann und Hans Henny Jahnn. Man verglich ihn mit Novalis, Eichendorff und Arnim. Man übersetzte ihn ins Englische und Französische. Inzwischen wurde der Dichter durch die Berufung in das deutsche Pen-Zentrum (Bundesrepublik) und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, geehrt. In Kürze wird unter dem einladenden Titel "Herein ohne anzuklopfen" ein neuer Roman erscheinen und Kreuders ständig wachsenden Leserkreis noch erweitern.
   Über die hier vorliegende Erzählung, die vor allem die junge Generation begeistert aufnahm, äußerte sich einer der führenden Kritiker bei Erscheinen der englischen Ausgabe im "Observer": "Eine dichterische Aussage, wie man sie in den letzten hundert Jahren kaum mehr aus Deutschland vernommen hat." Dem Jean Paul'schen Motto "Die Dichtkunst ist kein platter Spiegel der Gegenwart, sondern der Zauberspiegel der Zeit, welche nicht ist". getreu schuf Kreuder hier Elemente der Poesie und der Psychologie vermischend, ein hoffmannesk-romantisches, zugleich aber zeitnahes Capriccio. Ein Geheimbund metaphysischer Taugenichtse kämpft gegen die Dummheit, die Phantasielosigkeit, gegen den "bleiernen Alltag" der Menschen. Ein Rankenwerk bizarrer Phantastik, verhaltener Heiterkeit, grotesken Überschwangs und einfacher Weisheit schuf hier einen Zaubergarten skurriler deutscher Träumerei.
   Wer mehr sucht als bloße Unterhaltung und anderes als graue Sehreckbilder des totalen Alltags, wird hier die Heine'schen Nachtigallen schlagen, den Hauch Bettina'scher Poesie und das Lachen Grabbes zu hören vermeinen.