Autor Frank, Leonhard rororo #76
  Deutschland
Titel Das Ochsenfurter Männerquartett
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 76
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 03/1953
 
160 Seiten
dt. Erstausgabe München: Nymphemburger, 1927
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Der Erzähler und Dramatiker Leonhard Frank wurde am 4.9.1882 als Sohn eines Schreinergesellen in Würzburg geboren und wuchs in der anmutig barocken Landschaft des hier vorliegenden Romans auf. Ehe er sich der Schriftstellerei zuwandte, war er zunächst Mechanikerlehrling, arbeitete in einer Fabrik, war Chauffeur, Anstreicher und Krankenwärter. 1914 erhielt er für ""Die Räuberbande" (rororo Taschenbuch Nr. 72), seinen ersten Roman, die Geschichte von zwölf Würzburger Lehrlingen, die einen Karl May-Bund schließen und dabei mit dem Gesetz in Konflikt geraten, den Fontane-Preis. Das Werk wurde später auch verfilmt. 1920 wurde Leonhard Frank mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet und 1927 berief ihn die Preußische Dichter-Akademie in ihren Kreis. Von Herkunft und Laufbahn her ist dieser Dichter dem sozialen Milieu eng vertraut. Als revolutionär gestimmter Pazifist entzog er sich der Teilnahme am ersten Weltkrieg und gab in der Schweiz gemeinsam mit Rene Schickele eine für den Frieden kämpfende literarische Zeitschrift heraus. 1915 erschien das erste tendenziös-revolutionäre Werk "Die Ursache", eine menschliche, erschütternde Anklage gegen die Todesstrafe. 1919 warb er mit seinem naturalistisch-expressionistischen Novellenzyklus "Der Mensch ist gut" für die radikalste Revolution gegen die gesellschaftlichen Ursachen der Kriege.
   "Das Ochsenfurter Männerquartett" greift dreizehn Jahre später noch einmal das Thema der "Räuberbande" auf. Vier der ehemaligen "Räuber" singen in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg in fränkischen Dörfern, geraten in kriminelle Verwicklungen und in äußerst wunderliche Abenteuer, auch solche der Liebe. Ein letztes Mal wandelte Leonhard Frank dieses Thema in seinem 1950 erschienenen Roman "Die Jünger Jesu" ab, in dem wiederum eine Bande jugendlicher Räuber, diesmal aber nicht mehr aus Abenteuerlust, sondern als Diener der Gerechtigkeit, in der zerstörten Stadt Würzburg nach dem zweiten Weltkrieg die Reichen bestehlen und die Armen beschenken. Immer dem Menschen und der Liebe unter den Menschen zugewandt, feiert er die Liebe unter anderem in dem Roman der Geschwisterliebe "Bruder und Schwester" und der Heimkehrererzählung "Karl und Anna", die dramatisiert bis in unsere Zeit große Bühnenerfolge errang. Seine in dem Band "Im letzten Wagen" gesammelten Erzählungen bemühen sich um die Form der "optischen Novelle" mit filmartig ablaufenden Einzelbildern, Es ist nur selbstverständlich, daß ein Dichter dieser Geisteshaltung, der mit seinem Werk die überlieferten Ordnungen zu überwinden sucht und neue soziale Ziele weist, 1933 erneut Deutschland über die Schweiz, England und Frankreich verließ, um 1940 in Amerika ansässig zu werden. Erst 1950 kehrte er in die Heimat zurück. Der Titel seines kürzlich hier erschienenen letzten Romans "Links, wo das Herz sitzt" formuliert zugleich des Dichters Standpunkt.