Autor Frank, Leonhard rororo #72
  Deutschland
Titel Die Räuberbande
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 72
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 01/1953
 
168 Seiten
dt. Erstausgabe München: Nymphenburger, 1914
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Der Erzähler und Dramatiker Leonhard Frank wurde am 4. 9. 1882 als Sohn eines Schreinergesellen in Würzburg geboren und wuchs in der anmutig barocken Landschaft des hier vorliegenden Romans auf. Ehe er sich der Schriftstellerei zuwandte, war er zunächst Mechanikerlehrling, arbeitete in einer Fabrik, war Chauffeur, Anstreicher und Krankenwärter. Aber schon 1914 erhielt er für "Die Räuberbande", seinen ersten Roman, der später auch verfilmt wurde, den Fontane-Preis, 1920 den Kleist-Preis und 1927 wurde er in die Preußische Dichter-Akademie berufen. Von Herkunft und Laufbahn her ist dieser Dichter dem sozialen Milieu eng vertraut. Als revolutionär gestimmter Pazifist entzog er sich der Teilnahme am ersten Weltkrieg und gab in der Schweiz gemeinsam mit Rene Schickele eine für den Frieden kämpfende literarische Zeitschrift heraus. 1915 erschien das erste tendenziös-revolutionäre Werk "Die Ursache", eine menschliche, erschütternde Anklage gegen die Todesstrafe. 1919 warb er mit seinem naturalistisch-expressionistischen Novellenzyklus "Der Mensch ist gut" für die radikalste Revolution gegen die gesellschaftlichen Ursachen der Kriege.
   "Die Räuberbande", deren Thema 13 Jahre später der Folgeband "Das Ochsenfurter Männerquartett" und schließlich sein 1950 erschienener Roman "Die Jünger Jesu" fortsetzen, ist die Geschichte von zwölf Würzburger Lehrlingen, die unter dem Einfluß Karl Mays einen Bund schließen, gemeinsame Streiche verüben und wegen eines Raubzugs in die königlichen Weinberge vors Schöffengericht gelangen. Diese Handlung ist eingebettet in die geliebte Heimatwelt, in der der Weihrauch duftet, die Glocken dröhnen, der Main rauscht und der Wein quillt. Zwischen Haselnußsträuchern ewiger Jugendzeit und unterm Silbermond des Lagerfeuers blüht hier in jungprotziger Männlichkeit die Liebe. Frank hat damit der Mainlandschaft und ihren Menschen einen heiter barocken Kranz gewunden und eine epische Variante zum Wedekindschen "Frühlings Erwachen" geschrieben. Unschwer entdecken wir im tragischen Helden des Buches Old Shatterhand, dem einzigen der Bande, der sich im bürgerlichen Alltag als späterer Dichter nicht zurecht findet, autobiographische Züge des Dichters.
   Immer dem Menschen und der Liebe unter den Menschen zugewandt, feiert er die Liebe unter anderem in dem Roman der Geschwisterliebe "Bruder und Schwester" und der Heimkehrererzählung "Karl und Anna", die dramatisiert bis in unsere Zeit große Bühnenerfolge errang. Seine in dem Band "Im letzten Wagen" gesammelten Erzählungen bemühen sich um die Form der "optischen Novelle" mit filmartig ablaufenden Einzelbildern. Es ist nur selbstverständlich, daß ein Dichter dieser Geisteshaltung, der mit seinem Werk die überlieferten Ordnungen zu überwinden sucht, und neue soziale Ziele weist, 1933 erneut Deutschland über die Schweiz, England und Frankreich verließ, um 1940 in Amerika ansässig zu werden. Erst 1950 kehrte er in die Heimat zurück. Der Titel seines kürzlich hier erschienenen letzten Romans "Links, wo das Herz sitzt" formuliert zugleich des Dichters Standpunkt.