Autor Frank, Bruno rororo #70
  Deutschland
Titel Cervantes
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 70
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 12/1952
63. Tsd. 19/1856
 
170 Seiten
dt. Erstausgabe Rechte beim Autor, 1934
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Der Dichter Bruno Frank wurde am 13. Juni 1887 als Sohn eines Bankiers in Stuttgart geboren. Er studierte Jura, promovierte dann aber an der Tübinger Universität zum Dr. phil. Frühzeitig bereiste er die Mittelmeerländer Frankreich, Italien und Spanien. Der erste Weltkrieg führte ihn nach Flandern und Polen. Die Nachkriegsjahre verlebte er, befreundet mit Thomas Mann, Klabund und Lion Feuchtwanger, in München und Umgebung. Ein freier Streiter der Menschlichkeit und ein humaner Gentleman mit urbanem Lebensstil, emigrierte er 1933 über die Schweiz und England nach Kalifornien. Bruno Frank, der sich selbst einmal „zu einer Schwäche für das Altmodische" bekannte und gegen „alles steile und laute Getue in der Kunst", fand seine literarischen Ideale in den Schriftstellern des 19. Jahrhunderts, vornehmlich in Turgenjew, Schopenhauer und Flaubert verkörpert, während ihm unter den Lebenden Thomas Mann Vorbild blieb. Nach lyrischen Anfängen (Aus der goldenen Schale, 1905), die das geistige und landschaftliche Erbe Mörikes erkennen ließen, erlangte er bald als einer unserer erfolgreichsten modernen Dramatiker und Erzähler Weltgeltung. Sein meistgespieltes historisch-politisches Zeitstück „Zwölftausend" demonstriert am Beispiel eines deutschen Herzogs, der seine Untertanen als Söldner an England verkauft, den Gedanken der Freiheit des Individuums. Seine Lustspiele „Die Perlenkomödie", ein Spiel um die Ehe, und die Film-Farce „Nina" sind auch heute noch bühnenwirksam. Die kommunalpolitische Satire „Sturm im Wasserglas" wurde mit Vivian Leigh in der Hauptrolle in England verfilmt. Nach einigen frühen Novellen: „Flüchtlinge" (1911) und zwei ersten Romanen „Die Nachtwache" (1909) und „Die Fürstin" (1915) erreichte das erzählerische Schaffen Bruno Franks seinen Höhepunkt in den Werken „Trenck", dem Roman eines friderizianischen Günstlings, und "Tage des Königs", die Friedrich den Großen vom Menschlichen her erfassen. Diesen historisierenden Büchern folgten bald die in viele Sprachen übersetzten beiden großen zeitnahen Erzählungen „Die politische Novelle" (1928), in der die Gegenspieler Züge Briands und Stresemanns tragen, und „Der Magier" (1929), dessen Held dem Regisseur Max Reinhardt verwandt ist.
   Das Meisterwerk Bruno Franks ist jedoch der hier vorliegende erste in der Emigration (1934) entstandene Roman um den spanischen Kriegerdichter Cervantes. Bruno Frank schuf hier ein Sinnbild des auch in Sklavenketten souveränen Geistes. Ein bewegtes, an Abenteuern reiches Leben läuft farbig vor uns ab am glanzvoll-intrigenreichen Papsthof, in der Seeschlacht von Lepanto, bei der der Held eine Hand verliert, in zwölf Jahren algerischer Sklaverei, in einem elenden Dasein als Steuereinzieher und in der Niederschrift des Don Quixote, der dichterischen Krönung seines bewegten Lebens.
   In späteren Jahren der Emigrationszeit entstanden die Romane „Der Reisepaß", die Schicksalschronik eines vielgeprüften Antifaschisten im Dritten Reich, und „Die Tochter", das romanhafte Bild von des Dichters Frau, der Tochter des Bühnenkünstlerpaares Max Pallenberg und Fritzi Massary. Als Bruno Frank mitten in der Arbeit an einem Chamfort-Roman am 20. Juni 1945 in Beverley Hills in Kalifornien einem Herzschlag erlag, hielt ihm sein Freund und Nachbar, Thomas Mann, eine glanzvolle Grabrede, die später auch als Nachruf im Oktoberheft der Neuen Rundschau 1945 Veröffentlichung fand. Mit ihm hat die zeitgenössische deutsche Literatur einen ihrer besten Stilisten und humansten Erzähler verloren. Ein nachgelassenes Stück „Die verbotene Stadt" wird demnächst in Deutschland uraufgeführt werden.