Autor Fallada, Hans (Rudolf Ditzen) rororo #55
  Deutschland
Titel Wer einmal aus dem Blechnapf frißt
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 55
  Spätere Auflagen unter der Nummer 54-55 mit 387 Seiten
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 06/1952
175. Tsd. 08/1958
 
340 Seiten
dt. Erstausgabe Rowohlt: Hamburg, 1934
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   Hans Fallada, der volkstümlichste deutsche Erzähler und Chronist der wechselvollen Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg, wurde am 21. Juli 1893 in der kleinen Universitätsstadt Greifswald als ältester Sohn eines Landrichters und späteren Reichsgerichtsrates geboren. Nach humanistischer Vorbildung übte er lange Jahre hindurch die verschiedensten Berufe aus, war landwirtschaftlicher Beamter und Buchhalter, Kartoffelzüchter und Nachtwächter, Adressenschreiber, Getreidehändler und Anzeigenwerber. Zwischen 1919 und 1920 schrieb er zwei heute vergessene expressionistische Romane. Dann schwieg er ein Jahrzehnt. 1931 erschien sein erster erfolgreicher Roman "Bauern, Bonzen und Bomben", eine zeitnahe Darstellung Deutschlands um 1930, angeregt durch seine Teilnahme als Berichterstatter am Landvolkprozeß in Neumünster 1929. Ein Jahr später machte ihn sein inzwischen auch in den rororo Taschenbüchern erschienener Arbeitslosenroman "Kleiner Mann - was nun?", der zweimal verfilmt wurde, weltberühmt. Der Held des hier vorliegenden, erstmalig 1934 erschienenen Romans ist der beschattete Bruder des "kleinen Mannes", ein durch eigene Schuld aus der bürgerlichen Existenz geworfener Mensch, dem es nicht gelingt, wieder Fuß zu fassen, und der schließlich resigniert dorthin zurückkehrt, wo sich ihm allein noch Sicherheit zu bieten scheint, in das Gefängnis. Diese Geschichte von Willi Kufalt, dem kleinen Verbrecher, dieser Seiltanz auf der Grenze zwischen zwei Welten, ist mit zwingender Lebensechtheit und ohne eine Spur von Anklage erzählt. Das in alle Kultursprachen übersetzte Werk nannte die New York Herald Tribune "einen Roman voller Humanität, reich an Humor und Ironie, an Bitterkeit und Mitleid". Er ist auch heute noch gültig als eines der wenigen wahrhaften sozialen Zeugnisse, die die Literatur unserer Zeit hervorbrachte.
   Nach weiteren internationalen Bucherfolgen wie dem Inflationsroman "Wolf unter Wölfen" mußte der Dichter, dessen Werk wegen seiner scharfen Zeit- und Sozialkritik im Dritten Reich für unerwünscht erklärt wurde, jahrelang schweigen. Die Kriegswirren führten ihn, der inzwischen auf einem ländlichen Besitztum in Mecklenburg zurückgezogen gelebt hatte, 1945 wieder nach Berlin zurück, das er in vielen seiner Bücher aufs lebendigste geschildert hatte, und wo er am 5. Februar 1947 überraschend starb. Über sein Leben und Wirken berichtet er selbst in den beiden Werken "Damals bei uns daheim" und "Heute bei uns zu Haus". Ein posthumer Welterfolg wurde sein in Geheimschrift hinterlassener Roman "Der Trinker".