Autor Meichsner, Dieter rororo #54
  Deutschland
Titel Weißt Du, warum?
   
   
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 54
   
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 05/1952
 
185 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1952 (EA)
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DIETER MEICHSNER (1928 in Berlin geboren) fing an, das Alphabet zu lernen, als das Dritte Reich anbrach. 1934 Volksschule, 1938 Oberschule, im gleichen Jahr Eintritt ins Jungvolk, ab 1940 in Kinderlandverschickungs- und Ernteeinsatzlagern, später zum Unterführer des Jungvolks avanciert, 1944 durch die HJ notdienstverpflichtet. Anfang 1945 drückte man dem Siebzehnjährigen eine Pistole in die Hand, damit er als "Werwolf" "seine Pflicht" tue.
   1947, als er 19 Jahre alt war, entstand seine erste literarische Aussage, der Tatsachenbericht "Versucht's noch mal mit uns", die Geschichte eines jungen Menschen, dessen Glauben an eine politische Idee zusammenbrach, erkennend, daß man ihn und seine Kameraden mißbraucht hatte. Die Bilanz dieses Dokumentes zieht der Schlußsatz: "Hoffentlich werden einmal alle, die so jung sind, nicht mehr wissen, was das ist: Dreck, Blut und Tod." Meichsner, einer von Millionen seiner Generation, unterscheidet sich von den Vielen darin, daß er beobachten und das Beobachtete fixieren kann. Was er erlebte und erlitt, schrieb er aus dem Bedürfnis heraus auf, klären zu helfen, was dieser Jugend widerfuhr und was in ihr vorging.
   Während seines Studiums an der Berliner Humboldt-Universität - er studiert heute an der Freien Universität Geschichte - begann Meichsner den vorliegenden Roman. Er ist die Geschichte eines verlorenen Haufens, einer SS-Einheit, die in den Voralpen einen letzten sinnlosen Ausfall gegen die amerikanischen Sieger unternimmt. Aber der Roman ist noch mehr: er behandelt die Liebe des jüdischen Mädchens Irene zu dem jungen Leutnant Michael Gärtner, der durch dieses Erlebnis zur Menschlichkeit zurückfindet; die Beziehungen der "GI's" zu den "Fräuleins", die Problematik des Emigranten, der als Soldat der Alliierten seine Heimat wiedersieht. Dieter Meichsner, der zur Zeit an einem Roman über den deutschen Nachkriegsstudenten arbeitet, ist einer der jüngsten und hoffnungsvollsten deutschen Autoren.
   Seine literarischen Vorbilder sind John Dos Passos und Ernest Hemingway. Dagegen wendet er sich gegen die utopistischen Schreckkensbilder des späten H. G. Wells, der Orwell und Koestler. Er glaubt, daß es sich auch heute noch zu leben lohnt. Nicht, weil er hofft, jemals einen schweren Wagen zu fahren, oder auf einer Hochseeyacht in der Karibischen See zu kreuzen, sondern weil er auch heute noch trotz grellster Propagandaparolen am Menschen Seiten entdeckt, die in den Werken jener Autoren selten geworden sind: Bescheidenheit, Lauterkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Liebe. Er begegnet dem selbstmörderischen Pessimismus in der Literatur, indem er es vorzieht, den Menschen ganz zu sehen.