Autor Balzac, Honoré de rororo #29
  Frankreich
Titel Die Frau von 30 Jahren
  La femme de trente ans
Übersetzung Noether, Erich
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 29
  Kleines Format 11.5 x 17.5 cm
Ab dem 144. Tsd. 1958 als Band 35 in der Reihe der "Rowohlt's Klassiker"
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 05/1951
125. Tsd. 11/1956
 
161 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1845
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HONORE DE BALZAC, der geniale Begründer des modernen realistischen Romans, ist als Sohn eines zu Vermögen und Ansehen gelangten Bürgers einfachster Herkunft am 21. Mai 1799 in Tours geboren. 1818 kommt er nach Paris, studiert einige Jahre Jura, ist Herausgeber, Verleger und Drucker und schreibt zunächst nebenher unter den verschiedensten Pseudonymen unzählige Hintertreppenromane, die zwar schon seine gigantische Arbeitskraft, aber noch nicht sein Genie verraten. Erst als reifer Dreißigjähriger offenbart er sich überraschend als der große Epiker, als der er in die Weltliteratur eingehen sollte.
   Vor allem mit dem Zyklus von Erzählungen und Romanen, den er unter dem Titel "Szenen aus dem Privatleben" veröffentlicht und dem auch der hier vorliegende Roman zugehört, schallt er ein allumfassendes Panorama seiner Zeit, das sich schließlich zu seiner großen, bewunderungswürdigen "Menschlichen Komödie" auswächst, an die er zwanzig Jahre seines strotzenden Lebens und seiner strömenden Schöpferkraft verwendet. Als dieser größte aller Erzähler in der Nacht vom 17. zum 18. August 1850 stirbt, hat er in über 2000 Gestalten und Schicksalen das Leben seiner Zeit festgehalten wie niemand vor, neben oder nach ihm. Ganz Frankreich trauert um ihn. Victor Hugo, Alexander Dumas, Sainte-Boeuf und ein Minister tragen die Bahre dieses Enkels einfacher Häusler, aber ruhmwürdigsten Erzählers zum Pere Lachaise.
   In der "Frau von dreißig Jahren" schuf Balzac einen völlig neuen Typ, den der "unverstandenen Frau", die sich in der Ehe in allen ihren Erwartungen und Träumen enttäuscht sieht und an der Gleichgültigkeit und Kälte ihres Gatten wie an einer geheimnisvollen Krankheit dahinsiecht. Hunderttausende von Frauen in Frankreich und in aller Welt entdeckten damit in Balzac einen Seelenarzt, der als erster dieser Krankheit einen Namen gab. Von ihm, der es zum ersten Mal auszusprechen wagte, daß nicht nur die Frau von dreißig Jahren, sondern auch die von vierzig, und gerade sie, das höchste Recht auf Liebe hat, fühlen sie sich wie von keinem anderen verstanden, und unzählige Leserinnen meinen, sich in der Heldin seines Werkes, der Gräfin Aiglemont, zu erkennen. Mit diesem Roman proklamierte Balzac für die ganze Welt ein neues Liebesalter der Frau.