Autor Faulkner, William rororo #21
  USA | Nobelpreis 1949
Titel Wendemarke
  Pylon
Übersetzung Goyert, Georg
Umschlaggestaltung Gröning, Karl jr.
Pferdmenges, Gisela
rororo Taschenbuch Ausgabe 21
  Kleines Format 11.5 x 17.5 cm
 
Auflage(n) 1.-50. Tsd. 02/1951
75. Tsd. 03/1955
 
222 Seiten
dt. Erstausgabe Hamburg: Rowohlt, 1936
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WILLIAM FAULKNER, dem die Schwedische Akademie kürzlich den Nobelpreis verlieh, und den Andre Gide einmal einen "Protestanten im vollen Sinne des Wortes" nannte, ist der große Moralist der zeitgenössischen amerikanischen Dichtung. Mit seinen Romanen "Licht im August" und "Absalom, Absalom!" ist er neben Ernest Hemingway und Thomas Wolfe in Deutschland der führende Repräsentant der neueren amerikanischen Literatur geworden. Der Dichter ist am 25. September 1897 in New-Albany, Mississippi, geboren und lebt jetzt in Oxford, Mississippi, als Farmer, nachdem er vorher die verschiedensten Berufe ausübte. Während des ersten Weltkrieges diente er bei der englischen Luftwaffe, und seinen Erfahrungen als Kriegsflieger verdanken wir den vorliegenden Roman, einen dichterischen Beitrag zum Thema unserer Zeit: Mensch und Maschine. In grellen Bildern leuchtet hier die andere Seite Amerikas auf, die unheimliche Wallfahrt auf den Graten zwischen Leben und Tod - die "Wendemarke" gewinnt symbolische Bedeutung, nicht nur für die Piloten, die als Wanderartisten Schauflüge unternehmen, sondern für den amerikanischen Menschen überhaupt. Faulkner hat ein urtümliches Verhältnis zum Leben, darum ist ihm der Tod nicht fremd und fern, sondern Gradmesser der lebendigen Wirklichkeit. In seinem Schatten erst wird ihm sichtbar, was die Zeit in sich an Hoffnung und Gefahr bewegt. Seinen fliegenden Menschen gilt die Erde nichts mehr. Zwischen Öltanks und Propellern, Whisky und Lautsprechern leben sie verwegen ohne Zukunft, dicht neben dem Tod, bilden ihre eigene Gemeinschaft mit eigener Sprache, eigenen Sitten, eigener Tragik. Sie sind ebenso wenig hinter dem Geld her wie hinter Ruhm, denn der Ruhm dauert ja nur bis zum nächsten Flugrennen, also vielleicht nur bis morgen. In einer atemlosen, wilden und bildhaften Sprache lenkt dieser große Dichter die zwei männlichen Hauptgestalten des Romans und ihren weiblichen Partner so tief von innen her, wie wir es sonst nur bei Dostojewski und Conrad kannten. Wenn Faulkner dabei auch in die dunkelsten Tiefen der menschlichen Psyche vorstößt, sucht er doch immer nach dem moralischen Gesetz, denn wie er in seiner Stockholmer Nobelpreis-Rede äußerte: "Ohne die alten Wahrheiten des Herzens - Liebe, Ehre, Stolz, Mitleid und Opfer - sind alle literarischen Erfolge zum Mißlingen verurteilt". Aus diesem Roman spricht des Dichters Glaube, "daß der Mensch unsterblich ist, weil er eine Seele hat, die des Mitleids, des Opfers und der Geduld fähig ist."